Spanien 2002: Barcelona - Córdoba - Sevilla - Cadiz - Jerez de la Frontera - Tarifa Sehenswürdigkeiten von Barcelona, Córdoba, Sevilla, Cadiz und Jerez. Kunst und Mandarinen von Antoni Gaudi. Taschendiebe und Autoschlepper. Verwinkelte Altstädte. Orientalische Kultur. Andalusische Pferde. Heilige Keramiken. Leckere Tapas. Süßer Sherry.


 
   Etappe 3: Barcelona - Manzanares  
   
 


Distanz: ca. 630km

Hotel: Menano, Virgen de la Paz 22, 13200 Manzanares, Tel.: 926-610916, Fax: -613489

Stadtplan: Manzanares

 

Wir wollten früh aus Barcelona heraus, damit wir so weit wie möglich Richtung Córdoba kommen konnten. So packten wir nach dem Aufstehen alles zusammen und ich holte dann das Auto vom Bahnhofsparkplatz. Mittlerweile konnte ich mich in der Stadt besser orientieren und hatte kein Problem zum Hotel auf anhieb zu finden. Etwas anderes war das finden eines Parkplatzes. Komischerweise streunte eine Vielzahl von Polizisten um das Hotel herum und als ich mein Auto im Halteverbot parken wollte kam gleich ein Beamter daher und wies mich auf den Umstand hin. Ich handelte 20 Minuten heraus und lief zum Hotel, um das Gepäck zu holen. Die erste Ladung trug ich zum Auto, während Silvia inzwischen den Rest in die Hotelhalle transportierte. Als ich zurückkam hatte der Hotelier bereits ihre Tasche konfisziert, weil er befürchtete, dass wir uns ohne zu zahlen vom Platz machten. Sehr vertrauenswürdig. Ich checkte aus und bezahlte und nahm Silvia mit zum Auto. Wir kauften noch kurz in der Bäckerei etwas Brot und gingen dann zum Auto. Eigentlich wollte ich das Auto weiter um die Ecke stellen und dann frühstücken, aber leider fand sich kein Parkplatz. Überall tummelten sich Polizisten und hatten beim 2. Versuch etwas dagegen, dass ich mein Auto abstellte. So fand ich mich plötzlich neben der Rambla wieder und durfte eine riesige Schleife fahren, bevor ich wieder auf dem Weg zum Hafen war. Langsam reichte es mir. Ich hielt noch kurz an der Straße an, um noch ein paar Postkarten zu kaufen und fuhr dann endlich aus der Stadt raus. Hierbei sah ich, dass zum Fuße des Montjuic sich ein interessant aussehender Friedhof befindet, den ich bei einem zukünftigen Aufenthalt in Barcelona wahrscheinlich besuchen werde. Im Randgebiet um Barcelona sahen wir von der Straße aus einen McDonalds, den wir nach der nächsten Ausfahrt ansteuerten. Eine sehr merkwürdige Verkehrsführung leitete uns durch das Industriegebiet. Als wir endlich dort waren, durften wir feststellen, dass das Restaurant zwar offen war, die Küche aber dicht. Silvia ging kurz auf die Toilette, dann wollten wir zurück auf die Straße Richtung Valencia. Tja, ich brauchte 3 Versuche und etliche Flüche mehr, um dies zu schaffen. Die Straße verschwand nämlich in einer Tiefgarage und bog dort um die Ecke, um dann auf die Autobahn zu führen. Ich erwartete eine gescheite Zufahrt oder zumindest Schilder und durfte mich statt dessen mit Einbahnstraßen und Kreisverkehren herumschlagen, die nur immer wieder in die gleiche Richtung führten. Vielleicht hatten wir doch zuviel Wasser aus dem Canaletes Brunnen getrunken und kamen nicht mehr von Barcelona weg. Endlich waren wir aber auf der Autobahn und ich wollte nur noch weg. An einer Tankstelle machten wir kurz Rast, um ohne Cafe con leche zu Frühstücken. Danach ging es schnell Richtung Valencia, die Temperaturen wurden immer höher und die Sonne strahlte vom Himmel. Rund um Valencia waren die Orangenbäume mit Orangen behängt, andere Bäume standen in voller Blüte.
Wir umfuhren Valencia und wechselten auf die autobahnähnliche N-III ins Landesinnere Richtung Madrid. Dort wurden wir bald von einer Gruppe neuer Daimler E-Klasse Fahrzeuge mit Stuttgarter Kennzeichen überholt. Wie ich später durch Zufall im Radio mitbekam, waren das ausgewählte Testfahrer von verschiedenen Automobilzeitschriften. Wie klein die Welt doch ist.
Wir fuhren durch die La Mancha und je weiter wir ins Landesinnere kamen, desto wolkiger wurde der Himmel. Die Landschaft dagegen wurde immer interessanter. Die tiefrote Erde der Felder stand im krassen Kontrast zu den weiß und rosa blühenden Bäumen. Wie mochte dieses Land noch mit tiefblauem Himmel aussehen ?
Irgendwann wechselten wir auf die N320 Richtung Albacete und von dort aus auf die N310. Diese Straßen waren nur noch einspurig und mit Landstraßen vergleichbar. Allerdings sind diese Straßen über zig Kilometer schnurgerade. An den Wegweisern sind nur die nächst größeren Städte angeschrieben. Das sollte man bei der Routenplanung unbedingt berücksichtigen. Genauso ist zu berücksichtigen, dass man nicht mehr so schnell vorankommt. Auf der Strecke sind viele LKWs unterwegs, die zwar schneller als in Deutschland fahren aber doch etwas das Tempo senken. Überholen wäre wegen den geraden Straßen oft kein Problem, wären da nicht die tiefen Bodenwellen die ganze Fahrzeugkolonnen verbergen können.
Langsam wurde es Abend und wir näherten uns Manzanares. Von hier aus ging es auf die N-IV, einer ebenfalls autobahnähnlichen Bundesstraße. Da wir aber nicht wußten wie lange wir noch nach Córdoba fahren mußten, entschlossen wir uns in der Stadt ein Hotel für die Nacht zu suchen. Was auf der Karte nicht sonderlich groß aussah, entpuppte sich dann doch als größer, im Umkreis von 20km war das wohl so etwas wie die Kreisstadt auf dem Land. Wir fuhren in die Stadt und fanden kein Hotel und eigentlich auch kein Zentrum. Wie sich nachher herausstellte durchfuhren wir eher ein Randgebiet. An einer Straßentankstelle fragte ich den Tankwart nach einem Hotel. Ein Kunde stand daneben und bot mir an vorauszufahren, was ich dankend annahm. So standen wir dann vor dem Hotel Menano, verabschiedeten uns von unserem Führer und informierten uns über freie Zimmer. Wir hatten Glück und bekamen eines der letzten. Es soll vielleicht noch erwähnt werden, dass die ganze Mannschaft dort kein Englisch versteht. Amüsiert mußte ich mit ansehen wie der Hotelangestellte "Graublau" von meinem Ausweis als meine Heimatstadt in den Rechner eintippte. Ich versuchte ihn zwar davon zu überzeugen, dass dies meine Augenfarbe sei, aber so gut war dann mein Spanisch leider doch nicht. Das Hotel verfügte auch über einen kostenfreien Parkplatz, also wunschlos glücklich. Das Zimmer war wunderbar, besser als in Barcelona und das zum halben Preis. Wir luden unser Gepäck aus und ruhten ein wenig aus.
Danach erkundeten wir ein wenig die Stadt, auch waren wir auf der Suche nach einer Eßgelegenheit für das Abendessen. Wir fanden das Theater und viele Geschäfte, aber außer ein paar Bars nichts was nach Restaurant aussah. So kamen wir im dunkeln und unverrichteter Dinge zum Hotel zurück. Hier gab es einen Speisesaal, der aber nach Auskunft erst um 21 Uhr öffnete. So gingen wir zurück aufs Zimmer und warteten solange. Nach 21 Uhr kamen wir wieder herunter und trauten unseren Augen nicht. Offenbar war dies nicht nur das einzige Hotel in der Stadt, sondern auch das einzige Restaurant. Der Speisesaal war mit gut 30 Einheimischen angefüllt, die sich über Köstlichkeiten hermachten. Wir bestellten Fleischplatten mit Kartoffeln und bekamen diese schnell serviert. Das Essen war etwas rustikal, aber sehr gut. Danach machten wir Platz für die nächsten und gingen auf unser Zimmer, wo wir bald selig und tief schliefen.



 
   Etappe 4: Manzanares - Córdoba  
   

Vergrößern: Cordoba

Vergrößern: Cordoba

Vergrößern: Cordoba

Vergrößern: Cordoba

Vergrößern: Cordoba

Vergrößern: Cordoba

Vergrößern: Cordoba

 


Distanz: ca. 230km

Hotel: Hostal Luis de Gongora, Horno de la Trinidad 7, 14001 Córdoba, Tel.: 957-295399, Fax: -295599

Museen: Mezquita-Kathedrale: Calle Torrijos, Tel.: 957-470512

Touristeninformation: Calle Torrijos 10, Córdoba, Tel.: 957-471235, Fax: -200522

Stadtplan: Córdoba

 

Am Morgen war das Wetter schlechter, es hatte über Nacht geregnet und nieselte nun noch etwas. Nach dem Aufstehen frühstückten wir in der Hotelbar eine Kleinigkeit und fragten dann nach einem Supermarkt in der Nähe. Der befand sich sogar in der gleichen Straße wie das Hotel. Dort kauften wir ein und durften feststellen, dass hier das Preisniveau erheblich niedriger als in den Großstädten war.
Nach der Rückkehr ins Hotel bezahlte ich und wir luden unser Gebäck wieder ins Auto und düsten davon. An einer kleinen Straßentankstelle hielt ich und lies volltanken. Der Tankwart wollte wissen woher wir kommen und ich erzählte es ihm. Mit einem Grinsen wußte er auch gleich unsere aktuellen Benzinpreise, welche ich nur traurig bestätigen konnte.
Dann waren wir aus Manzanares raus und auf der zweispurigen N-IV in Richtung Córdoba. Das Land war zuerst noch sehr flach, aber mit einem Schlag wurde es sehr bergig und die Straße kurvenreich. Irgendwann teilte sich sogar die Gegenspur ab, so daß nur noch zwei Spuren entlang der Berghänge führten, während die Gegenrichtung entlang einer völlig anderen Strecke verlief. Das Wetter meinte es auch nicht sonderlich gut mit uns. Je weiter wir ins Gebirge vordrangen, desto heftiger wurde der Regen. Auch nachdem wir das Gebirge hinter uns gelassen hatten und die Landschaft nur noch Hügel aufwies, hingen dicke dunkle Wolken am Himmel, die nach und nach immer mal etwas von ihrer Last fallen ließen. Nach der Bergtour machten wir an einer Tankstelle eine Pause und fuhren dann weiter, denn Córdoba war nicht mehr allzu weit entfernt. Vor Córdoba empfingen uns sehr grüne Wiesen und nach der Abfahrt von der N-IV standen wir irgendwo in der Stadt und wußten erst nicht wohin. Nach etwas Orientierung fanden wir uns auf einem der zahlreichen Parkplätze an der Paseo de la Victoria wieder. Die Altstadt und das Stadtzentrum grenzen daran gleich an. Inzwischen war das Wetter wieder einigermaßen trocken, wenn auch noch Wolken am Himmel hingen. Wir machten uns mit einer kleinen Karte auf zur Touristeninformation, die direkt neben dem Heiligtum der Stadt, der Mezquita, stand. So bekamen wir dann schon mal einen kleinen Vorgeschmack von den labyrinthartigen engen Gassen der Altstadt. Als wir etwas irritiert um eine Ecke bogen, baute sich der wuchtige Glockenturm der Anlage vor uns auf und wir fanden kurz darauf auch die Touristeninformation, die uns dann mit einem gescheiten Stadtplan und einer Hotelliste versorgte. Wir bildeten die Schnittmenge aus der Lage des Hotels und Preisklasse und machten uns dann auf den Weg zum ersten Objekt. Ohne genauen Stadtplan hätten wir nie hingefunden.
Das Hostal Luis de Gongora machte einen guten Eindruck und auch die Besitzerin war sehr nett und zuvorkommend. So klärte sie uns darüber auf, dass wir unser Auto in ein Parkhaus stellen sollten, da wir dort Sonderkonditionen bekommen würden. Das Zimmer war klein und einfach aber sauber und mit Bad/WC ausgestattet.
Wir liefen zum Auto zurück und fuhren bis kurz vor das Hotel, glücklicherweise standen die Einbahnstraßenschilder günstig und wir mußten das Gepäck nur noch wenige Meter zum Hotel und von dort aus in den 3. Stock zu tragen. Danach fuhren wir das Auto in das Parkhaus. Dank der Anweisungen der Hotelbesitzerin kein größeres Problem.
Da wir nun "richtig" in Córdoba waren machten wir uns zu einer Stadtbesichtigung auf. Wir umliefen die Mezquita, das Zentrum der Altstadt, und betraten durch große schwere Tore den großen Orangenhof (Patio de los Naranjos). Hier plätscherten einige Brunnen und man konnte sich von den Ausmaßen des Gebetsraumes schon mal einen kleinen Eindruck verschaffen. Den Besuch der Mezquita hatten wir für den darauffolgenden Tag geplant.
Entlang der sehr orientalischen Außenfassade liefen wir zurück zum Häuserblock der Touristeninformation. In einem benachbarten Innenhof gab es eine Ausstellung über Keramikkünste aus den verschiedenen benachbarten Regionen. Gleichzeitig befand sich hier auch eine Toilette, die von Silvia freudig angenommen wurde. Ich schaute mich während dessen etwas um und blieb an dem großen Orangenbaum im Hof hängen. Mir war schon aufgefallen, dass es in ganz Córdoba von Orangenbäumen mit Früchten nur so wimmelte. Hier gab sich nun die Gelegenheit eine der dicken Früchte zu ernten. Inzwischen war Silvia wieder zurück und blickte auch sehnsüchtig auf die lockenden Früchte. Diese waren für mich zwar nicht in Griffweite aber in Sprungweite gelegen und so unternahm ich den Versuch, sprang hoch und riß eine Orange ab. Da eine nicht genug für uns zwei war, sprang ich nochmals in die Höhe, packte eine zweite und riß sie mit meiner Schwerkraft ab. Der Schwerkraft folgte in diesem Moment auch eine unerwartete dritte Frucht, die mich, wohl als Strafe für den unverfrorenen Klau, zielrichtig auf dem Kopf traf. Während sich meine Komplizin vor Lachen krümmte torkelte ich etwas benommen mit meiner unerwarteten Beute in eine Ecke, um nicht noch mehr aufzufallen. Beim späteren probieren der Orangen stellte sich dann heraus, dass diese derartig sauer waren dass eine Zitrone noch süß dagegen war !
Nach diesem schmerzhaften Abenteuer wagten wir uns in die verwinkelten, schmalen Straßen der weiß getünchten Altstadt in denen man ohne genauen Stadtplan schlichtweg verloren ist. Hier gibt es viele schöne Innenhöfe, die man von der Gasse aus meist durch die Eingangstüre sehen kann. Anfang Mai findet das "Fest der Innenhöfe" (Festival de los Patios) statt, bei dem die schönsten Innenhöfe bewertet werden und auch den Besuchern zugänglich sind. Nachdem wir uns trotz Plan etwas verirrt hatten fanden wir uns in der Einkaufsmeile wieder, in der wir dann den Kommerz in den Schaufenstern betrachteten. Irgendwann waren wir dann wieder im Hotel, verschnauften etwas und ließen uns für den Abend von der Besitzerin ein paar Restaurants empfehlen. Ich schnappte auch gleich mein Stativ, denn wahrscheinlich gab es gute Nachtaufnahmen zu machen. Im dunkeln fanden wir uns dann noch schwerer in den Straßen zurecht und stöberten nacheinander die empfohlenen Restaurants auf. Darunter waren einige sehr exklusive, die Delikatessen wie Wildschwein in Honigsoße anboten. Uns stand der Sinn aber eher in Richtung "normal" und so landeten wir beim Los Patios (Cardenal Herrero 14) unweit der Mezquita. Im beheizten Innenhof - inzwischen war es doch recht kühl geworden - gab es gutes Essen auf kombinierten Platten. Im Anschluß daran überquerten wir den Fluß Guadalquivir auf der Puente Romano (Römische Brücke). Genau in der Mitte der 16 bögigen Brücke befindet sich ein steinerne weiße Statue des heiligen Raffaels, die von unzähligen Kerzen umgeben ist. Am Ende der Brücke befindet sich der moslemische Wehrturm Torre de la Calahorra (Calahorra Turm) in dem sich das Museum der 3 Kulturen (Jüdisch, Christlich, Moslemisch) befindet und von dessen Dach man auf die Mezquita und die Altstadt schauen kann.
Auf der Uferpromenade baute ich mein Stativ und meine Kamera auf und machte ein paar Aufnahmen von dem Panorama mit hell beleuchtetem Minarett der Moschee, Brücke und Altstadt. Auf dem Rückweg zum Hotel kamen wir noch einmal an der Mezquita vorbei. Im Schein der gelblichen Lichter strahlten die polierten Messingtore der Moschee in einem derart leuchtendem Goldschimmer, dass man dachte wirklich vor goldbeschlagenen Toren zu stehen. Ich konnte es kaum erwarten morgen in dieses mystische Gebäude zu kommen. Doch jetzt trugen uns unsere Füße nur noch zum Hotel zurück. Die Straßen in der Altstadt sind überwiegend mit schön anzusehendem Kopfsteinpflaster oder Kieselsteinmosaiken ausgelegt. Nach einigen Kilometern Laufen auf diesem Straßenbelag bohren sich die Unebenheiten erbarmungslos in die Sohlen. Gutes Schuhwerk ist hier nicht fehl am Platz, trotzdem freuen sich die Füße dann über etwas Entspannung.
Das Hotelzimmer hatte standardmäßig keine Heizung und so wurde es in der Nacht etwas kühl. Zum Glück hatte ich eine warme Frau dabei, an die ich mich im Bett kuscheln konnte.

Am nächsten Morgen standen wir später auf und wurden durch blauen Himmel und strahlende Sonne begrüßt. Da machte alles gleich noch mal soviel Spaß. Wir suchten uns eine Cafeteria zum späten Frühstück und fanden eines nahe der Moschee (Restaurant/Cafeteria Oh LaLa, Deanes 11). Gut, aber verglichen mit "normalen" (=nicht nur Touristen) Cafeterias überdurchschnittlich teuer, wenn auch sicher nicht das teuerste am Platz.
Nach dem Frühstück zog es uns auf das gegenüberliegende Flußufer. Hier hatten wir bereits am vorangegangenen Abend die Ruinen der römischen und arabischen Mühlen betrachtet, die auf Inseln mitten im breiten, jedoch seichten, Flußbett stehen. Die Mühlen wurden zum mahlen von Mehl benutzt und es stehen noch die gut erhaltenen Ruinen. Wir wollten uns diese historischen Übrigbleibsel genauer anschauen und stiegen hinunter zum Flußufer. Die erste Mühle war nahezu in Reichweite und wir wagten die Überquerung des dazwischen liegenden Wassers durch balancieren auf höheren Steinen des Flußbettes. Dies ging beinahe trocken ab, die Schuhe bekamen bei einigen wackeligen Steinen jedoch etwas Wasser ab. Das Gebäude der Mühle konnte betreten werden und durfte wohl schon für einige nächtliche Feste herhalten. Gut konnte man den Mühlstein erkennen. Zur nächsten Mühle gab es einen längeren Weg durch eine mit Schilf bewachsene Felseninsel. Der Weg lohnte sich, denn die Mühle war besser erhalten als die erste und interessanter gebaut. Ein Mühlstein lag noch auf der Erde, man konnte über eine gebrochene Steintreppe noch fast zum Dach hochsteigen. Auch die Sicht auf die Altstadt und die Römische Brücke war erstaunlich anders. Zur nächsten Mühle hätte man einen Spalt von ca. 1,5m überspringen müssen. Da ich nicht mitsamt Fotoausrüstung davon schwimmen wollte, ließ ich davon ab. Der Rückweg war dann etwas schwieriger, so dass ich mir die Schuhe auszog, um nicht mit Rucksack und Kleidern ins kalte Wasser zu fallen. Ich stapfte voran und gab der balancierenden Silvia etwas Halt. Nachdem wir das sichere Flußufer wieder erreicht hatten (auf den glitschigen Steinen doch beinahe ausgerutscht und gebadet) liefen wir über die Brücke wieder zum anderen Ufer und besuchten dort das Albolafia Wasserrad. Dieses riesige Mühlrad diente dazu Wasser in die Gärten der Paläste zu heben. Es wurde auf Befehl von Königin Isabel la Catolica wieder abmontiert, da sie das Knirschen des Rades nicht vertragen konnte (Frauen eben...). Zur genaueren Inspektion begaben wir uns wieder von der Promenade zum Flußufer.
Nach so viel sportlicher Betätigung sahen wir die Zeit für etwas besinnlichere Dinge gekommen und machten uns auf zur Mezquita. An dem Kartenhäuschen im Orangenhof erstanden wir ohne langes Warten Eintrittskarten und machten uns erwartungsvoll zu dem Heiligtum auf. Im Innern der Mezquita empfing uns eine kühle Dämmerung. Als sich unsere Augen langsam an das Dämmerlicht gewöhnt hatten nahmen wir den ungeheuren Wald von Säulen richtig wahr. Die Säulen sind mit gemauerten Doppelbögen verbunden, welche aus abwechselnd farbigen (rot/weiß) Ziegelsteinen gebaut wurden. Dies ergibt das schöne orientalische Muster. Die Bögen selbst und die Vielzahl der Säulen (ca. 800) sollte einen Hauch von Unendlichkeit darstellen. Auch heute ist es mir nur sehr schwer möglich vorzustellen wie hier zig Tausende von Menschen gebetet haben. Zu groß sind die Dimensionen und zu weit weg ist das Wissen von echtem Glauben.
Gebaut wurde die Moschee im Jahr 785 von einem moslemischen Emir. Im Laufe der Zeit wurde die Moschee mehrfach erweitert. So sind im Bereich des Eingangs die ältesten Säulen zu finden, je weiter man nach hinten oder links kommt, desto neuer werden sie. In den älteren Bereichen ist die dunkle Holzdecke noch mit feinen Schnitzarbeiten verziert. Wir hatten mit unserer Besuchszeit Glück, nur wenige Besucher waren anwesend und zerstörten die Stimmung mit grellen Lichtblitzen ihrer Fotoapparate. Wir liefen entlang der Seitenwand weiter nach hinten und standen bald vor dem prächtigen Mihrab, der Gebetsnische in der der Imam sprach. Der Mihrab ist aufs herrlichste mit Mosaiken und Verzierungen ausgestattet und wird von einer eben solchen Kuppel überspannt. Auch die vorgelagerte Kuppel läßt dem geneigten Besucher den Atem kurz stocken. Man weiß gar nicht ob man sich auf das überwältigende Ganze oder auf die feinen kleinen Details konzentrieren soll. Und so springt das Auge neugierig und fasziniert umher und kann sich doch nirgendwo richtig festsetzen. So ging es zumindest mir.
Weiter der Wand folgenden kamen wir dann in Räume mit christlichem Kirchenschmuck. Etwas deplaziert, aber dennoch sehenswert. Noch krasser wird es einige Schritte weiter. Hier trifft man auf den Versuch christlichen Glauben mit moslemischer Baukunst zu verheiraten. In einer Art Kapelle kann man die dunkelrot gestrichenen Säulen mit üppiger und farbintensiver christlicher Bemalung vor einem Altar und Kirchenbänken bewundern. Hier wurde versucht mit Farbe und überladener Grafik den Blick vom schlichten, aber bestimmenden Grundmuster zu lenken. Auf den ersten flüchtigen Blick gelingt die Augenwischerei auch, aber schnell erkennt man den orientalischen Stil und somit den "feindlichen" Glauben. Geklotzt statt gekleckert haben die christlichen Missionierer im Mittelteil der Moschee. Hier läuft man nichtsahnend in eine christliche Kathedrale, welche im 16. Jahrhundert mitten im Säulenwald errichtet wurde. Im ersten Moment traut man seinen Augen nicht, war man doch noch 3 Schritte zuvor im Zwielicht einer moslemischen Moschee. Der Stilbruch könnte kräftiger nicht sein. Eine hohe strahlende Kuppel über dem barocken Kreuzschiff möchte das zuvor gesehene vergessen machen, ein goldstrahlender Altar die Blicke auf sich und den "eigenen" Gott lenken, ein wuchtiges, schwarzhölzernes Chorgestühle die kleine Gebetsnische ins Bedeutungslose versinken lassen. Doch irgendwie mag das so recht nicht gelingen. Mein Blick fiel auf die hölzerne Kanzel an der Seite des Kreuzschiffes, hinter dem die schlichten Bögen und Säulen der Moschee in die Unendlichkeit führen. Haben die Menschen, die hier dem Gottesdienst beiwohnten auch in diese "moslemische Unendlichkeit" gesehen, statt in auf den goldenen Altar ? Ich weiß es nicht, ich will auch kein Urteil über dieses Machwerk fällen. Vielleicht ist es an diesem übergläubigen Ort noch ein Reiz mehr, wenn zwei Religionen und Kulturen um die Gunst des Besuchers buhlen.
Mein Versuch die christliche Kuppel auf dem Boden liegend zu fotografieren wurde durch einen Wachmann verhindert, da ich mich auf dem Rücken liegend etwas unter der Absperrung durchgeschoben hatte. Leider sind keine Stative in der gesamten Moschee/Kathedrale erlaubt, sonst hätte ich sicher ein paar wunderbare Aufnahmen gemacht. So mußte ich mich im Zwielicht mit einer Wasserflasche und 2 Äpfeln behelfen.
Im Mittelraum befinden sich noch einige sehenswerte Bögen und Kuppeln. Leider wurde das ruhige Studium dieser Bereiche durch zwei Horten von japanischen Touristen behindert - die Mittagszeit war also vorbei. Wie mag es nur in der Hochsaison hier zugehen ? Draußen mußten wir uns erst wieder an das Sonnenlicht gewöhnen und so pausierten wir ein wenig im inzwischen etwas mit Besuchern angefüllten Orangenhof.
Die Besichtigung und das Abenteuer am Fluß waren offenbar so anstrengend, dass uns die Mägen schon bis zum Boden hingen. So liefen wir zurück zu dem Restaurant/Cafeteria, in dem wir unser Frühstück eingenommen hatten und aßen dort Sandwiches und Omelett. So gestärkt konnten wir gleich in den benachbarten Souvenirladen laufen und uns dort ein paar Postkarten von Córdoba besorgen.
Unser Weg führte uns vorbei an der Mezquita und an der äußerst üppig gestalteten und irgendwie nicht an diesen Ort passende Triumphsäule des Heiligen Rafaels (Trifuno de San Rafael) weiter Richtung Burg der christlichen Könige (Alcazar de los Reyes Cristianos) in dessen Inneren prachtvolle Gärten liegen sollen. Angesichts der Schlange vor dem Eingang entschieden wir uns diese Sehenswürdigkeit erst am nächsten Tag vor unserer Weiterfahrt anzuschauen. Wir durchliefen den darauf folgenden Altstadtteil und standen schließlich vor dem Stadttor (Puerto de Sevilla), das seinen Namen wohl von der Ausrichtung nach Sevilla her hat. Hier schließen sich gleich die alten Stadtmauern mit ihren spitzen Schießscharten an. Vor der Mauer verläuft das Rinnsal eines Wassergrabens, welchem wir langsam folgten. Bald kamen wir wieder am Fluß an, dem wir entlang der dort verlaufenden Stadtmauer zum Albolafia Wasserrad entlang liefen. Von dort aus machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Auf dem Weg dorthin mußten wir uns wieder durch die verwinkelten Gassen suchen und kamen irgendwann an der Jüdischen Synagoge vorbei. Diese war leider geschlossen, wäre ich doch dort auch gerne rein gegangen um die Erfahrungen des heutigen Tages voll abzurunden.
Irgendwie fanden wir dann auch zum Hotel zurück und ruhten dort kurz aus. Als langsam die Sonne unterging machte ich mich kurzfristig alleine auf den Weg. Ich wollte noch ein paar Bilder von dieser phantastischen Stimmung kurz vor der Nacht festhalten. Im Laufschritt gegen die schnell schwindende Sonne machte ich mich auf zur Römischen Brücke und dort an das gegenüberliegende Ufer. Hier wartete ich zusammen mit einem Japaner, welcher wohl das gesamte Arsenal an Kameraausrüstung dabei hatte das es in Japan zu kaufen gab, auf den Moment wo vor der einsetzenden Dunkelheit nochmals alle Farben zu sehen sind und langsam die Lichter eingeschaltet werden. Es wurde recht schnell Nacht und so lief ich zurück, machte noch eine Aufnahme der Trifuno de San Rafael und wanderte dann ins Hotel zur wartenden Silvia zurück. Wir gingen zusammen los, um etwas für unseren großen Appetit zu tun. Irgendwann standen wir dann in der Altstadt in einer Straße mit einigen Tapas-Bars/Restaurants und hatten bisher noch nichts passendes gefunden. So entschlossen wir uns einfach mal dieses Mysterium auszuprobieren. Bisher standen wir der Sache etwas skeptisch gegenüber, aber was soll ich sagen ? Schon viel früher hätten wir diese Leckereien probieren sollen ! Was sind "Tapas" ? Man stelle sich ein Spezialitätenrestaurant vor welches eine Unmenge an tollen Gerichten anbietet. Im Normalfall kann man sich nur für ein Gericht entscheiden, muß also auf viele andere Eindrücke und Geschmacksnoten verzichten. Ein Tapa (=Snack) ist ebenfalls eine Spezialität, nur ist die Menge ein Bruchteil eines normalen Gerichts, so dass man bis zum Sattwerden viel mehr Spezialitäten probieren kann. Ein Tapa kann warm oder kalt sein, einfache Fische oder Käsescheiben die auf einem Tellerchen liegen, oder marinierter Hasenbraten in Whiskeysauce. Am besten ist es, wenn man zu mehrt verschiedene Tapas bestellt und so beim anderen mit probiert. Auch hat jedes Restaurant oder Bar seine eigenen Spezial-Tapas, so dass es sich evtl. anbietet sich nicht in einer Lokalität vollzuessen, sondern einfach mehrere Lokalitäten nacheinander zu versuchen. Ein Problem für Sprachunkundige dürfte die Beschreibung des Gerichtes sein, aber da hilft es einfach nach Stichwörtern von Dingen zu suchen welche man NICHT essen mag. So kann man ohne Probleme in die überraschende Welt des landestypischen Genusses eintauchen. Wer sich an einem Tapa satt essen möchte, für den gibt es übrigens meist die Möglichkeit das Gericht als Racion oder 1/2 Racion in größerer Ausführung zu sich zu nehmen.
Voll erfreut von unserer neuen Entdeckung verließen wir das Restaurant und schlenderten langsam ins Hotel zurück. Dort duschte ich noch kurz und krabbelte kurz darauf zu meiner warmen Frau ins Bett.



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