Spanien 2002: Barcelona - Córdoba - Sevilla - Cadiz - Jerez de la Frontera - Tarifa Sehenswürdigkeiten von Barcelona, Córdoba, Sevilla, Cadiz und Jerez. Kunst und Mandarinen von Antoni Gaudi. Taschendiebe und Autoschlepper. Verwinkelte Altstädte. Orientalische Kultur. Andalusische Pferde. Heilige Keramiken. Leckere Tapas. Süßer Sherry.


 
   Spanien 2002: Übersicht  
     
 


Zeitraum: 24. Februar bis 11. März 2002

Zurückgelegte Gesamtstrecke: ca. 5400km

Hauptziele: Barcelona, Córdoba, Sevilla, Cadiz, Jerez de la Frontera

Gesamtkosten: 1600 Euro

Gute Planungsunterlagen:
 Anders reisen - Spanien, Roland Motz, Rowohlt Taschenbuch, ISBN 3-499-19097-4
 Atlas Spanien-Espagne-Portugal 2000/2001, Hallwag International, ISBN 3-8283-0426-5

 

Mal wieder ist es vollbracht und der Reisebericht zu dieser Reise fertig gestellt. Für mich sind damit die ganzen Eindrücke erst verarbeitet und das Erlebnis auch innerlich abgeschlossen. Zu meinem Entsetzen muß ich feststellen, dass der Text im Vergleich zu den anderen Berichten deutlich an Umfang zugenommen hat. Vielleicht liegt das an der großen Anzahl von Eindrücken und Erlebnissen.
Wie üblich befinden sich im Text nicht nur die Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten, sondern auch weitere Informationen und kurze Hotelkritiken. Adressen und weiterführende Links sind ebenfalls integriert.

Mit von der Partie waren wie im Jahr 2000 meine Freundin Silvia, die Maskottchen Braut & Bräutigam, mein Peugeot 205 und meine Wenigkeit. Hotels wurden keine im Voraus gebucht, ein Devisenumtausch erübrigte sich dieses mal nach Einführung des Euros. Mittels EC- oder Kreditkarte kann man sich an unzähligen Geldautomaten mit Bargeld eindecken oder besser noch direkt bargeldlos bezahlen.

Die Reise im Februar/März zeigte mir, dass dieses Land nicht nur in seinen Landstrichen äußerst vielschichtig ist, sondern auch mit dem Lauf der Jahreszeiten verschiedene Reize bietet. Ganz klar muß ich aber sagen, dass es keine Garantie auf schönes Wetter gibt. Die Wahrscheinlichkeit dazu ist allerdings deutlich höher als in Deutschland.
Die zwei Wochen waren mal wieder viel zu kurz. Bei der zurückgelegten Entfernung war es schon recht beanspruchend. In dieser kurzen Zeit kann man auch nur einen kleinen Teil des Gesamtbildes erfassen. Leider habe ich immer das Bestreben möglichst viel von diesem Gesamtbild zu ergründen, so dass sich schnell selbstzerstörerische Tendenzen zeigen, wenn ich nicht etwas gebremst werde.

Zum Thema Autofahren in Spanien habe ich inzwischen eine eigene "Abhandlung" geschrieben. Sie ist zu großen Teilen auch auf andere Mittelmeerländer anwendbar.

Aber nun wünsche ich viel Spaß mit den Erlebnissen und Informationen !





 
   Etappe 1: Stuttgart - Montpellier (F)  
   
 


Distanz: ca. 1000km

Hotel: Premiere Classe, 34430 Saint Jean de Vedas, www.premiereclasse.fr

 

Frühjahr in Deutschland das bedeutet Regen, Schnee, dunkle Wolken. Angesichts von einigen Tagen Resturlaub und freundlichen Satellitenbildern von Spanien lies der Entschluß nicht lange auf sich warten. Material für die Reise war schnell zusammengetragen, eine Liste von Hotels in den Zielstädten sicherte unser Vorhaben etwas ab. Der Zeitpunkt der Reise war schon etwas ungewöhnlich wenn man gewohnt ist nur im Sommer zu verreisen. Aber wieso soll man immer der Menge hinterher traben, wenn man es viel schöner haben kann ? Kein Massentourismus, keine Staus, keine pöbelnden Touris, niedrigere Preise, besseres Wetter als hier, ein Stück mehr echtes Land erleben.
Der Abschied von Deutschland wurde uns leicht gemacht. In der Nacht hatte es geschneit und als wir von Stuttgart Richtung Schwarzwald fuhren, begleitete uns Schneeregen aus dunklen Wolken.
Entlang des Rheins in Richtung Freiburg lichtete sich der Himmel auf französischer Seite, was schon mal erste Hoffnungen auf Licht und Sonne weckte. Bei Lahr verließen wir kurz die Autobahn, um zu Frühstücken. Außer einem McDonalds fand sich nichts anderes und so gab ich mich meinem Schicksal zur Freude von Silvia hin.
Das Wetter wurde in Frankreich dann tatsächlich besser. Bald fuhren wir in der Sonne, wenn auch die Außentemperaturen noch etwas kühl waren. Statt durch Lyon zu fahren versuchte ich dieses Mal einen anderen Weg. Nach Besancon auf die A39 Richtung Lyon, weiter auf A40 und A42 Richtung Lyon. Zwar war Sonntag und kein Stau zu erwarten, aber trotzdem hatte ich keine Lust irgendwo in Lyon an einer Ampel zu stehen. Der Weg war wunderbar wenig befahren und hatte ein paar interessante Raststätten. Wir machten mal am Aire de Jura Rast und hatten Gelegenheit dort eine kleine Ausstellung anzuschauen.
Vor Lyon wurde das Geflecht der Autobahnen verwirrender und man konnte sich nur noch auf die Richtung konzentrieren. So fuhren wir dann irgendwann um eine Kurve und standen plötzlich vor 4 Wegweisern an denen wir uns in Sekundenbruchteilen entscheiden mußten. Ich fuhr ganz nach links und kann jetzt sagen, dass das die richtige Entscheidung war. Ohne Lyon auch nur Ansatzweise gesehen zu haben fanden wir uns auf der A46 Richtung Marseille/Montpellier wieder.
Unser Ziel war es so weit wie möglich an diesem Tag zu kommen. So fuhren wir an Orange vorbei (die Zwischenstation unserer letzten Reise nach Spanien) und näherten uns bei schnell schwindendem Tageslicht Montpellier. Hier gab es auch ein unkompliziertes Containerhotel, welches problemlos zu finden war, einen automatischen Check-in und Parkplatz bot. Nach knapp 1000km kamen wir im dunklen an, luden das Fahrzeug aus und suchten uns etwas zu essen. Die Auswahl bestand aus einen Steakhouse und McDonalds. Der ahnende Leser wird sicherlich wissen wie die Wahl ausfiel... Jedenfalls hielten wir wenig später die ersten französischen Euromünzen in den Fingern und bewunderten diese.



 
   Etappe 2: Montpellier (F) - Barcelona (E)  
   

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

Vergrößern: Barcelona

 


Distanz: ca. 350km

Hotel: Rey Don Jaime I, C. Jaime I 11, 08002 Barcelona, Tel./Fax: 93-3106208

Sehenswürdigkeiten: L'aquarium, Moll de Espanya del Port Vell, 08039 Barcelona, Tel.: 932-217474, Fax.: -219226, www.aquariumbcn.com

Parc Güell, Carretera del Carmel (Eingang C. de Olot), 08024 Barcelona, Tel.: 932-193811, Fax: -846446, www.sagradafamilia.org

Temple de la Sagrada Familia, Mallorca 401, 08013 Barcelona, Tel.: 932-073031, Fax: 93-4761010, www.sagradafamilia.org

Palau Güell, Nou de la Rambla 3-5, 08001 Barcelona, Tel.: 933-175198 (Mo. bis Sa. 10-18 Uhr)

Touristeninformation Barcelona: Plaza de Catalunya 17, Tel.: 906-301282 oder 933-689730

Stadtplan: Barcelona Teil A, B, C, D, E

 

Am Morgen stand schon die Sonne am Himmel und lies uns auf einen schönen Tag hoffen. Nach dem Frühstück bei McD (langsam wird das chronisch) packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren weiter Richtung Barcelona. Vom Winter in Deutschland kamen wir in den Frühling. Blühende Bäume, zartes Grün am Wegesrand.
In Spanien angekommen tankte ich erst einmal voll zu einem wohltuend niedrigem Preis (über 0.3 Euro pro Liter niedriger als in Deutschland und Frankreich). Danach näherten wir uns schnell Barcelona.
Dort kamen wir gegen Mittag an und standen plötzlich irgendwo in der Stadt (siehe auch die traumatischen Erlebnisse von unserer Reise in 2000). Ringsherum Autos, Häuser, Hektik. Diesmal waren wir mit einem Stadtplan gewappnet und suchten uns so Richtung Zentrum vor. Ganz so leicht wie gedacht wurde es leider nicht. Zu riesig waren die Dimensionen dieser Stadt. Von einer 4 spurigen Straße in eine verwinkelte, enge Einbahnstraße abgebogen und wieder zurück. Letztendlich kamen wir am Zoologischen Garten heraus, an dessen Kreuzung ich das Auto abstellte. Das dicht gepackte Zentrum mit den Hotels und Fußgängerzone war hier in nächster Entfernung. Silvia wartete im Auto während ich mich auf die Suche nach einem Hotel machte. Der erste Versuch schlug fehl, hatte nur noch ein Zimmer für einen Tag. In Deutschland hatte ich mir eine Liste mit verschiedenen Hotels in den Zielstädten gemacht und so lief ich weiter zum nächsten. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem weiteren Hotel vorbei und versuchte dort mein Glück. Es gab noch Zimmer, der Preis ging auch noch einigermaßen und gleich um die Ecke war eine Metrostation. So nahm ich das Zimmer und lief zu Silvia zurück. Mit dem Auto arbeiteten wir uns Richtung Hotel vor, parkten dort auf dem Gehweg und luden unser Gepäck aus. Leider hatte das Hotel keinen Parkplatz, so dass wir uns selbst darum kümmern durften. Ich fuhr das Auto dann wieder zum Zoologischen Garten zurück und hoffte, dass es dort gut stehen würde. Von Parkverbot weit und breit nichts zu sehen (ein Irrtum wie sich später zeigen sollte).
Nachdem wir uns kurz ausgeruht hatten stürzten wir uns ins Getümmel auf der Rambla. Dies ist eine ca. 2km lange Einkaufs-/Bummelstraße im Herzen von Barcelona. Sie beginnt am Hafen und verläuft gerade bis zum Plaza de Catalunya und weiter nach oben. Hier gab es viel zu sehen. Schauspieler, Selbstdarsteller, links und rechts Einkaufsläden. Die Rambla ist in 7 Abschnitte unterteilt und jeder Abschnitt hat sein eigenes Flair. So kamen wir irgendwann im Abschnitt mit den Blumenhändlern an, die bunten Stände von süßem Geruch umströmt. Gleich danach piepte und gackerte es. Hier waren Stände von Tierhändlern aufgebaut, die neben zahllosen Vögeln auch Fische, Schlangen und anderes Getier feilboten. Tauben von den Dächern näherten sich dem eingesperrten Federvieh und unterhielten sich prächtig. Hier konnte man lange verweilen, bis man sich satt gesehen hatte.
Wir schauten kurz bei der Markthalle La Boqueria vorbei, welche wir morgen noch genauer erkunden sollten und liefen dann zur nächsten Metrostation, um uns über Fahrkarten zu informieren. Es gab günstige 10er Karten (T-10), welche für Metro und Bus gültig und übertragbar waren. Man konnte damit soweit fahren wie man wollte (mit einem Medium). Wir kauften eine Karte und fuhren mit der Metro zum Hotel zurück. Was auf den ersten Blick etwas kompliziert aussah, funktionierte dann prächtig. Allerdings mussten wir unterirdisch doch einige Meter laufen, um von einer Linie zur nächsten zu kommen. Im Hotel holten wir mein Kamerastativ, ruhten kurz aus und fuhren dann mit der Metro zum Temple de la Sagrada Familia (Kirche der Heiligen Familie), einem der Wahrzeichen Barcelonas.
Die Metro in Richtung Sagrada Familia war berstend voll und so standen wir dichtgedrängt in der Menschenmenge. Plötzlich fühlte ich, wie sich etwas an meiner hinteren Hosentasche zu schaffen machte. Als ich reflexartig fühlte was da war, hatte ich die feuchten Finger einer Person in den Händen. Ich dachte mir in diesem Moment nicht viel dabei und schob die Finger beiseite, denn die Metro hielt bereits an unserer Station. Als ich die U-Bahn verließ und noch kurz in das Gesicht der Person sah wurde mir auch bewußt, dass ich beinahe einem Taschendieb erlegen wäre. Trotz dass ich einen Mantel über der Hose hängen hatte. Der Mann war ca. 22 und völlig unauffällig. Wahrscheinlich war er froh, dass ich kein Theater gemacht hatte. Jedenfalls war ich gewarnt und werde die von Adrenalin nervösen Diebesfinger auch nicht mehr so schnell vergessen. Vielleicht erlebt der Brustbeutel doch noch ein Revival und in meine Hosentasche stecke ich dann eine gespannte Mausefalle.
Inzwischen war es dunkel geworden und der Wind vom Meer hatte nachgelassen, so dass es eine laue Nacht wurde. Als wir von der Metrostation an die Oberfläche stiegen wurden wir von den gewaltigen Ausmaßen der Kirche überrascht. Die Kirche ist ein Mammutwerk des Architekten Antoni Gaudi. Nachdem daran 40 Jahre gebaut wurde verstarb Gaudi, ohne die Kirche vollendet zu haben. Sie wird nun von einer Gruppe Architekten weitergebaut, die am ursprünglichen Projekt Gaudis festhalten. Die Kirche ist eine riesige Baustelle, ein lebendes Kunstwerk sozusagen. Die strahlend beleuchtete Fassade und die bereits errichteten 8 Türme (von geplanten 12) vermittelten im Dunkeln einen Hauch von der Besessenheit des Künstlers. Nichts erinnerte bei diesem surrealen Bauwerk an bisherige Stilrichtungen und doch schien alles zu passen. Wir liefen einmal um die Kirche herum und machten ein paar Aufnahmen. Dann beobachteten wir wie eine Frau zu einem Seiteneingang lief und dort in einer kleineren Kirchentüre verschwand. Wir liefen kurzerhand hinterher und fanden uns dann in einer kleinen Kapelle unter der eigentlichen Kirche wieder. Dort fand gerade ein Gottesdienst statt, den wir nicht stören wollten und nur kurz den Blick schweifen ließen. Offenbar war dieser Ort bereits vor dem Baubeginn Gaudis entstanden.
Mit der U-Bahn fuhren wir dann zurück zum Zentrum und suchten uns mit hängenden Mägen ein Restaurant, in dem wir uns dann herrlicher Pizza und Lasagne hingaben. Danach wankten wir zum Hotel und legten uns schlafen. Davor ging ich noch kurz beim Auto vorbei und parkte es um, da ein besserer Parkplatz frei geworden war. So legte ich mich dann auch endlich ins Bett und wollte schlafen. Bald wurde mir bewußt, dass es wohl eine recht schwere Nacht werden würde. Die Heizungsrohre pfiffen, vor den dünnen Fenstern pochte der Verkehr. So schlief ich in dieser und den darauffolgenden Nächten kaum.

Der nächste Tag war recht lau aber dunstig. In der Straße (Calle Libreteria) hinter dem Hotel fanden wir eine Bäckerei, bei der wir uns mit Köstlichkeiten für den Tag eindeckten. In dieser Straße sind auch noch weitere Geschäfte zu finden, die man auf den großen Einkaufsstraßen nicht findet. Gleich um die Ecke, am Plaza Sant Jaume fanden wir eine Cafeteria, welche günstig Frühstück anbot.
Danach liefen wir wieder zur Rambla und dort zur Markthalle La Boqueria. Hier herrschte bereits Hochbetrieb an hunderten von Marktständen die ein vielfältiges Angebot von Früchten, Fleisch, Fisch, Käse und Süßigkeiten darboten. Die verwirrend verwinkelten Wege durch die Halle lassen das Angebot nicht mal im Ansatz überblicken und locken den neugierigen Besucher in die dämmrige Tiefe. Dort wurden wir von den verschiedensten Sinneseindrücken überrascht und bereits vom nächsten weiter angelockt, so dass wir eher unkoordiniert durch den Markt liefen.
Nachdem wir etwas benommen wieder an der Sonne standen entschlossen wir uns zwei Blocks in Richtung Hafen zu gehen. In einer Seitenstraße war dort der Palau Güell (Palast Güell [gesprochen: Guej ]), der von der UNSECO zum Weltkulturerbe erklärte Familienpalast des Güell Grafen. Dieser war von Antoni Gaudi entworfen worden und dementsprechend absonderlich/innovativ interessant (ich kann an dieser Stelle vielleicht zugeben, dass ich ein Fan der plastischen Formen und Ansätze Gaudis bin, also nicht ganz unvoreingenommen). In der dunklen Eingangshalle wartete bereits eine Menschenschlange auf Einlaß. Es ging dann schneller voran als erwartet. Durch den Palast kann man nicht selbst laufen, sondern wird in einer Gruppe geführt. Bedingt durch Renovierungsarbeiten konnten wir nicht den gesamten Palast besichtigen, fingen im Pferdekeller an, liefen auf einer Wendeltreppe ohne Stufen weiter nach oben, besichtigten den Festsaal mit Sternenkuppel und praktischer kleiner Hauskapelle mit Altar hinter zuklappbaren Türen, gingen weiter zum Konferenzsaal und lernten einiges über das damalige Leben kennen. Dann ging es weiter zum Dach, wo eine Vielzahl abstruser Kamine zu finden sind welche von Gaudi nach seiner typischen Art mit Elementen aus zertrümmerten Keramikplatten verziert wurden. Mit diesen für ihn typischen verzierten und sonderbar geformten Kaminen wollte der sehr gläubige Gaudi dem Himmel Respekt zollen und hoffte damit auch einmal heilig gesprochen zu werden (was ihm nicht gelang). Nach einer ausgiebigen Fotosession (das Fotografieren ist nur auf dem Dach gestattet) verabschiedeten wir uns von der Führerin und liefen wieder die Rambla hoch.
Kurz vor dem Plaza de Catalunya stießen wir auf den etwas unscheinbaren Canaletes Brunnen. Dessen Trinkwasser soll einen immer wieder nach Barcelona zurückkommen lassen. Silvia und ich versuchten uns an dem kühlen Wasser und waren damit der Stadt geweiht. Nachdem ich meine Wasserflasche damit aufgefüllt hatte ist es überhaupt ein Wunder wieder von Barcelona weggekommen zu sein.
Auf dem Plaza Catalunya, welcher die Rambla unterbricht, durften wir in dessen kreisrunder ebenen Mitte eine Taubeninvasion wie bei Hitchcock miterleben. Der Frau im umflatternden Zentrum schienen die hunderte Vögel nichts auszumachen die von ihr gefüttert wurden. Wir verzogen uns lieber ins schattige grün auf eine Parkbank, um eine Rast mit Imbiß zu machen. Der Plaza Catalunya ist eine kleine Parkanlage mit Brunnen, Bäumen und Aktionsfläche inmitten des geschäftigen Treibens auf den Straßen. Direkt am Platz befindet sich ein Megakaufhaus der Reihe "El Corte Ingles", welches wir später noch genauer unter die Lupe nehmen sollten.
Nach der Pause liefen wir die Passeig de Gracia weiter nach oben. Diese verläuft parallel zur Rambla. Irgendwann kam dann auf der linken Seite das Casa Battlo, ein von Gaudi entworfenes Wohnhaus. Die bunte Mosaikfassade, das irreale Keramikdach und die fließenden Formen der Balkons ziehen die Blicke auf sich. Eine Bank direkt vor dem Gebäude läßt ein Studium der Details zu. Das Gebäude ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Mir gelang es aber trotzdem zumindest in das helle Treppenhaus vorzudringen und mich zu versichern, dass der Stil des Gebäudes auch in seinem Innern weitergeführt wird. Gleich neben dem Casa Battlo stehen zwei weitere interessante Gebäude, wenn auch in einem völlig anderem Stil: Casa Lleo Morera und Casa Amatller.
Drei Blocks weiter oben steht rechts ein weiteres von Gaudi gestaltetes Wohnhaus: Casa Mila. Dieses ist meiner Meinung nach nicht so schön, wurde aber von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt. Hier kann man die Innenhöfe und das Dach besichtigen.
Unser Weg führte weiter zur nächsten U-Bahn-Station und von dort aus zur Sagrada Familia. Dieses Mal wollte mir niemand an meinen Geldbeutel.
Bei Tageslicht konnten wir noch viel mehr Details an dem Kirchengebäude erkennen. Ohne lange zu zögern kauften wir Eintrittskarten und betraten das Gelände. Wie zuvor beschrieben wird daran weitergebaut und so hatten wir Gelegenheit bei den Arbeiten zuzuschauen. Eine Performance-Show ohne gleichen. Die Ausmaße der Kirche waren im Innern überwältigend. Die Säulen erinnerten an Mammutbäume die dem dachlosen blauen Himmel entgegen streben. Ein riesiges Geflecht von Gerüsten geht im Innern des Gebäudes nach oben und macht die ganze Szenerie noch weiter unwirklich. Hier paßte nichts zusammen - heiliger Ort, modernste, unfaßbare Formen, überwältigende Dimensionen, eine lebende Baustelle, neugierige Besucher, Verspieltheit bis ins Detail, Lärm - und würde aber nur ein Teil fehlen wäre es kein Ganzes mehr.
Auf dem Rundgang kann man sich verschiedene Modelle und Zeichnungen anschauen und den Bauarbeitern über die Schultern blicken. Danach machten wir uns daran die Treppen zu den Türmen zu erklimmen. Es besteht noch die Möglichkeit mit dem Aufzug nach oben zu fahren, aber da sieht man nur halb soviel, denn auf dem Fußweg nach oben kann man immer wieder auf Balkonchen heraus steigen und von dort aus Details der Fassade anschauen, nach unten winken und sich langsam an die Höhe gewöhnen. Es sind einige hundert Stufen (ca. 450) nach oben und man sollte nicht zu breit sein, denn ab einer gewissen Höhe schrumpft der Gang auf knapp 40cm Breite zusammen. Es gibt einen leichten Höhenrundgang, der nur bis zu den Ansätzen der Türme führt und der zumindest einen Blick von oben ins Kirchenschiff ermöglicht. Der Hardcore-Rundgang führt bis knapp zur Spitze der Türme (Höhe ca. 100m) und verleiht unbeschreibliche Aussichten und Einblicke. Der Rundgang ist so beschaffen, dass einem keiner entgegenkommen kann, was schlichtweg unmöglich wäre.
Es viel mir schwer mich an dem ganzen Gebäude satt zusehen und so machten wir noch eine Pause vor dem Eingangsportal, bevor wir gingen. Mit den Eintrittsgeldern wird übrigens der Weiterbau der Kirche finanziert.
Unser nächstes Ziel war der weiter außerhalb gelegene Parc Güell. Dies ist eine Parkanlage im höher gelegenen Stadtteil von Barcelona. Im Park befindet sich das Wohnhaus von Antoni Gaudi. Dies wurde genauso wie der Park von ihm selbst entworfen.
Mit der U-Bahn fuhren wir zur Haltestelle Lesseps und von dort aus liefen wir zum Park weiter. Das war allerdings etwas mühevoller als es zuvor auf der Karte ausgesehen hatte. Da der Park hoch über Barcelona liegt, muß man von der Metrostation noch eine erhebliche Höhendifferenz bis zum Park überwinden. Die Straßen sind daher extrem steil und schweißtreibend zu begehen. Der Eingang ist nicht zu verfehlen, denn er wird von zwei Häusern flankiert die typisch bunte, märchenhafte Gaudi-Mosaiktürmchen haben. Der Eintritt zum Park ist frei. Kommt man zum Tor herein baut sich vor einem eine große Treppe mit Brunnen und Wasserspielen auf. Mittendrin befindet sich der berühmte Mosaikdrachen der von vielen Menschen umlagert war. Zur rechten Seite des Treppenfußes befindet sich eine künstliche Grotte, welche zur Zeit unseres Besuches von einem Digeridoo-Spieler als Resonanzraum benutzt wurde. Oberhalb des Drachens befindet sich eine in Mosaik gekleidete Laube mit Bank, die eine zentrale Aussicht über das Werk und Barcelona erlaubt. Wir liefen weiter nach oben, um in einer großen Säulenhalle zu stehen. Diese stützt die darüberliegende Terrasse und hat einige schöne Ornamente an der Decke, welche ich flach auf dem Boden liegend fotografierte, um mit meinem begrenzten Weitwinkelobjektiv alles aufs Bild zu bekommen.
Wir stiegen anschließend noch weiter nach oben zur Terrasse. Diese hat am Rand die bekannte schlangenförmige und mit buntem Mosaik verzierte Sitzbank und man hat von dort aus einen herrlichen Blick über Barcelona und den Hafen, der im Dunst der Stadt verschwindet. Auf der Sitzgelegenheit kann man sich gar nicht entscheiden wohin man blicken soll, sieht doch ein Detail beim genauen hinschauen völlig anders aus als aus der Entfernung.
Im Park befindet sich das Casa Museu Gaudi, das ehemalige Wohnhaus des Architekten. Hier empfiehlt es sich eine kombinierte Eintrittskarte von Sagrada Familia und Casa Museu Gaudi zu kaufen, da sonst der Einzeleintritt etwas teuer ist. Im Haus sind von Gaudi gestaltete Einrichtungsgegenstände und Zeichnungen zu sehen, zudem ist es im ursprünglichen von ihm bewohnten Zustand, man kann sogar sein Bad und Toilette sehen (bitte nicht versuchen diese zu benutzen, die Glastüre ist abgeschlossen). Silvia enttarnte Gaudi gleich als Schwindler, denn sein Piano kann mit Spielbändern (von denen es einen ganzen Schrank voll gibt) betrieben werden.
Im Gärtchen des Hauses machten wir nach der Besichtigung eine Pause und ernteten von dem dort befindlichen Mandarinenbaum einige sehr lecker schmeckenden Gaudi-Früchte.
Langsam ging die Sonne unter und wir machten uns auf den Rückweg zur Metro und weiter ins Stadtzentrum. Dort mußten wir uns im dunkeln erst einmal orientieren und kamen dann wieder am Plaza Catalunya heraus. Hier liefen wir in das Kaufhaus "El Corte Ingles", dessen Dimensionen einfach riesig waren. Man konnte in der Mitte stehen nicht die Enden des Raumes sehen und das auf 9 Etagen ! Das wahre Einkaufsparadies, hier muß Mann auf seine Frau aufpassen. Wir liefen durch die Kosmetikabteilung bei der ich angesichts tausender Lippenstifte und Schminkutensilien nur ungläubig mit dem Kopf schütteln konnte und suchten dann im Untergeschoß den Supermarkt. Hier kauften wir Getränke und Proviant und liefen dann weiter Richtung Hotel. An einer Straßenecke stießen wir auf ein China-Restaurant (Restaurant Chino International, Carrer Ferran), in dem wir einkehrten. Schließlich hatten wir den Tag über noch nichts warmes gegessen. Das Essen war gut, nur darf man nicht vergessen Reis extra zu bestellen. Danach stapften wir zum Hotel zurück und während sich Silvia erschöpft ausruhte lief ich weiter zu meinem Auto, um dort nach dem Rechten zu sehen. Tja, zu sehen gab es dann nicht viel - denn mein Auto war weg !!! Hatten wir zuvor noch darüber gescherzt, so stand ich jetzt ungläubig vor dem leeren Parkplatz. Ein wunderbares Gefühl kann ich sagen. Auf dem Boden klebten einige dreieckige, ätzend orange Aufkleber, die Auskunft über den Verbleib der Fahrzeuge gab. Abgeschleppt ! Ich zog mir einen Aufkleber ab, auf dem freundlicherweise auch die Anfahrt mit Metro und Bus erklärt war. Toll. Ich machte mich schnaubend auf den Weg zurück ins Hotel und Silvia wollte mir erst gar nicht glauben, dass das Auto wirklich weg war. Die Nacht wurde wieder lang und schlaflos, mitten in der Nacht begannen die Warmwasserrohre zu brummen weil jemand duschte und die Wände waren derart hellhörig, dass ich die Probleme unserer Zimmernachbarn mitbekam, denen die Kreditkarte abhanden gekommen war (wohl in der U-Bahn herausgezogen worden). Das Hotel ist deshalb nur für Leute zu empfehlen, die mit Ohrstöpsel schlafen wollen.

Der nächste Tag war sonnig und warm, aber am Anfang erst von der Wiederbeschaffung meines Autos geprägt. Nach dem Frühstück in der Cafeteria kauften wir noch etwas Gebäck und machten uns dann auf zum Placa de les Glories, auf dem sich der städtische Abstellplatz unter der Straße befand. Hier herrschte reges Treiben und ich konnte mein Auto schon hinter dem Gitter erspähen. Vor dem freudigen Wiedersehen wurde ich allerdings erst einmal zur Ader gelassen. Den Betrag von 160 Euro zahlte ich mit der Kreditkarte und hatte schon das Wort "Banditos" auf den Lippen. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass mein Auto keinen Schaden bei der Aktion genommen hatte fuhren wir los, um wieder zum zoologischen Garten zu fahren. Das war natürlich nicht so einfach bei der Straßenführung. Aus Trotz wollte ich den Wagen wieder an die gleiche Stelle stellen. Aber als wir dann beim Bahnhof herauskamen überzeugte mich Silvia den Wagen auf dem kostenpflichtigen Parkplatz dort abzustellen. Bei einem Tagessatz von 17 Euro bekam ich glasige Augen, hätte das Auto gleich in dem städtischen Depot lassen können. Nachdem ich bereits an dem Punkt angelangt war, wo es auf diese Krümel auch nicht mehr ankam, stellte ich das Fahrzeug ab und ging mit Silvia zuerst in den schönen Bahnhof auf die Toilette.
Danach liefen wir in den Hafen, denn dort wollten wir das L'aquarium anschauen. Dabei handelt es sich um eine riesige Unterwasserlandschaft aus über 20 Aquarien mit Tausenden von unterschiedlichen Meeresbewohnern. Am Eingang sahen wir schon, dass diese Attraktion offenbar sehr beliebt war, es wartete schon ganze Schulklassen auf Einlaß. Die ganze Anlage war auch sehr schön gemacht, man konnte den verschiedensten Fischen zusehen, welche in authentisch gestalteten Aquarien schwammen. Hier gab es fast alles: Seeigel, Seepferde, Kraken, leuchtende Tiefseefische, Piranhas, Haie, Schildkröten, Krokodile. Eine besondere Attraktion war ein Riesenaquarium mit Glasröhre, durch welche die Zuschauer mit einem Rollband geführt wurden. Hier wanderte man regelrecht durch die Unterwasserwelt und konnte auf allen Seiten riesige Fische und Haie umherschwimmen sehen. Im Aquarium tummelten sich auch Taucher, die Fragen von Außen beantworteten.
Im oberen Stockwerk befand sich die Explora Abteilung. Hier gab es einen Wasser-Streichelzoo, lehrreiche Experimente und interaktive Versuche. Das ganze ist nicht nur für Kinder interessant. So krabbelten wir unter Wellen durch, ließen uns von Fischen die Finger anknabbern und schauten zwei jungen Frauen bei ihrem Versuch einer Schatzhebung mittels Unterwasserroboter zu. Hier gab es dann auch noch ein Pinguinbecken und ein flaches Aquarium mit vielen Rochen, die zum anfassen nahe herumschwammen. Insgesamt alles sehr sehenswert.
Als wir wieder vor dem Gebäude standen machten wir in der Sonne eine Pause, liefen dann zurück zum Hotel um mein Stativ zu holen und fuhren mit dem Bus wieder zum Hafen zurück. Wir liefen an den Sandstrand von Barcelona und faßten kurz ins Wasser. In der Sonne war es recht angenehm, aber wir hatten vor mit der Seilbahn Teleferico vom Hafen hoch zum Berg Monjuic zu fahren. Die Seilbahn verläuft dabei quer über den Hafen. Keine Angelegenheit für empfindliche Gemüter, denn die Bahn schwankt ganz schön, vor allem wenn etwas Wind geht. Aber dafür hat man eine gute Sicht auf die Stadt und die Schiffe im Hafen. Die Seilbahn fährt bis zu dem Aussichtspunkt Miramar. Will man hoch zur Burg Montjuic so darf man sich ganz schön anstrengen, um die starke Steigung zu überwinden. Wie wir oben feststellen durften, gibt es auch noch eine weitere Seilbahn nach ganz oben. Wo sich die untere Station befindet kann ich allerdings nicht sagen. So liefen wir langsam hoch, kamen an einem weiteren Aussichtspunkt an und durften Horten von Japanern und spanischen Schülerinnen dabei zusehen wie sie sich gegenseitig fotografierten. Endlich oben angekommen wurden wir von zahlreichen Katzen empfangen, die es sich offenbar hier außerhalb der Stadt bequem gemacht hatten. In der Burg selbst befindet sich das Militärmuseum. Auf der Burganlage sind noch einige modernere Geschütze größeren Kalibers angebracht, die wohl zur Verteidigung des Hafens in jüngerer Zeit gedient haben. Von den Burgmauern hat man fast einen gesamten Überblick über Barcelona. Hier wird einem erst so richtig bewußt wie groß die Stadt eigentlich ist. Auf dem Berg befindet sich weiter weg vom Meer noch das ehemalige Olympiastadium, welches wir nicht besuchten, auch den Nationalpalast etc. haben wir uns nicht angesehen. Es ist einfach zu viel auf einmal. Wir warteten bis die Dämmerung einsetzte, dann gingen unten in der Stadt langsam die Lichter an. Wenn nicht ein recht kühler Wind gewesen wäre, hätten wir uns das Schauspiel noch länger angeschaut. So machten wir uns dann auf den Rückweg und stießen noch auf viel mehr Katzen, die im Schutz der Dunkelheit herumtigerten. Eigentlich wollten wir mit der Zahnradbahn vom Berg in die Stadt zurückfahren, mußten dann aber feststellen, dass die bereits dicht gemacht hatte. So waren wir froh, dass gegenüber der Station eine Bushaltestelle war und ein Bus nicht lange auf sich warten lies. Mit dem Bus fuhren wir über den Placa Espana zum Placa Catalunya und machten so eine kleine nächtliche Stadtbesichtigung. Angesichts des Kaufhauses Corte Ingles schöpfte Silvia wieder Kraft und zog mich mit herein. Jetzt durfte ich mit ihr verschiedene Kleiderabteilungen besichtigen und mir Schuhe zu Gemüte führen. Was will man(n) machen ? Nach dieser Tour waren wir beide kurz vor dem Verhungern und gingen wieder ins La Poma Restaurant (La Rambla 117) kurz unterhalb des Plaza Catalunya. Danach wollte Silvia unbedingt mit der Metro zum Hotel fahren. Ich könnte wetten, dass wir unter der Erde mehr gelaufen sind, um von der einen Umsteigestation zur anderen zu kommen, als es direkt zu Fuß gebraucht hätte. Jedenfalls waren wir endlich im Hotel und legten uns bald schlafen. So richtig ging das bei mir wieder nicht, aber das war die letzte Nacht, denn am folgenden Tag ging es weiter Richtung Córdoba.



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