Spanien 2000: Figueres - Girona - Valencia - Granada Eine Autoreise entlang der spanischen Mittelmeerküste. Sehenswürdigkeiten von Figueras, Gerona , Valencia, Murcia und Granada. Fantasien von Dalí. Geklaute Granatäpfel. Verwinkelte Einbahnstraßen. Tückische Taufbecken. Sanfte Panflötenmusik. Französischer Tankstellenstreik. Handlesende Zigeunerinnen.


 
   Etappe 8: Granada - Peñiscola  
   

Vergrößern: Peñiscola
 


Distanz: ca. 650km

Hotel: Estrella del Mar (Avda. Primo de Rivera 31, 12598 Peñscola, Tel. 964-480071)

 

Am Morgen packten wir unser Gepäck ins Auto und versorgten uns in einer Bäckerei mit süßen Stückchen. Danach warteten wir vor einem Supermarkt, bis dieser geöffnet wurde, um uns Getränke zu kaufen. Nach einem kurzen Frühstück auf einem Plaza kehrten wir dann Granada den Rücken und traten damit den Rückweg an. Ein wenig traurig war ich schon, denn von der Stadt hatte ich mich noch nicht ganz gelöst. Wir fuhren den gleichen Weg zurück auf dem wir gekommen waren, also wieder in die Berge und dann immer weiter dem Meer entgegen. Vorbei an Murcia, Alicante und dann wieder am blauen Meer entlang Richtung Valencia. Wir wollten an dem Tag soweit kommen wie möglich. Insgeheim war unser Ziel Peñiscola, um dort am Strand noch ein paar ruhige Tage zu verbringen bevor es weiter nach Deutschland ging. Der Rückzug schmerzte etwas, denn die unterschiedlichen Landschaften und Städte flogen nur so an einem vorbei, riefen die Erinnerungen an die Hinfahrt wach und mit ihnen das Bewußtsein, dass das Abenteuer nun langsam zu Ende ging.

Angelockt von tausenden schwer beladener Obstbäumchen an der Straße fuhren wir irgendwann mal von der Autobahn, um uns evtl. mit ein paar leckeren Orangen zu versorgen. Dazu fuhren wir über einen holprigen Feldweg in einen Hain. Auch riesige, durch Bewässerungsanlagen hervorgerufene Schlammpfützen konnten uns nicht abhalten. Kurz vor einem rutschigen Abhang kamen wir zum Stehen, bevor wir in eine Matschpfütze rutschten aus der wir sicherlich nicht mehr mit eigener Kraft gekommen wären (und was einiges an Überzeugungskraft gekostet hätte, wäre der Eigentümer des Obsthaines auf uns gestoßen...).
Eine genauere Begutachtung der vermeintlichen "Orangen" zeigte, dass es sich um Granatäpfel handelte. Enttäuscht nahmen wir zwei Exemplare mit, vertraten uns ein wenig die Füße und machten uns dann wieder auf den Weg zurück auf die Autobahn. Das Auto war natürlich von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Und auch noch 10 Kilometer später verloren wir noch Steinchen und Erdklumpen auf der Autobahn. Verbrechen lohnt sich also nicht ;-)

Wir fuhren an Valencia vorbei und näherten uns am Abend Peñiscola. Schon längst leuchtete die Tankanzeige warnend, als wir dann in die Ortschaft fuhren.
Direkt an der Strandpromenade bekamen wir in dem Hotel "Estrella del Mar" ein Zimmer mit Blick auf Meer, Strand und Promenade. Der Preis war fair und das Zimmer sauber. Nachdem ich erst das Auto in einer Tiefgarage unter dem Strand geparkt hatte und dafür ca. 3 Euro die Stunde zahlen durfte, fuhr ich erst tanken, dann auf einen Parkplatz an der Strandpromenade mit Parkscheinautomat. In der Hoffnung, dass es in Spanien keine Politessen geben würde, zahlte ich prophylaktisch für eine Stunde und ließ es dabei bewenden.
In einem der zahlreichen Straßenrestaurants aßen wir zu Abend, genehmigten uns noch große Eisbecher zum Dessert und wanderten anschließend an den verlassenen Strand um dort im Dunkeln, eng umschlungen, den Wellen des Meeres zuzuhören.
Auf der Promenade vor unserem Hotel herrschte immer noch reges Treiben als wir dorthin zurück kamen. Inzwischen hatte eine Panflötengruppe dort zu spielen begonnen und musizierte uns langsam und romantisch in den Schlaf.

Den nächsten Tag verbrachten wir am Strand. In einer kleinen Bucht lagen wir erst in der Sonne, dann bauten wir Sandburgen und planschten ein wenig herum. Zuvor hatten wir uns Gebäck besorgt, das wir am Strand dann verspeisten. Alles in allem ein schön entspannender Tag. Natürlich kam es so wie es kommen mußte und der Sonnenbrand stand uns aufs Gesicht geschrieben. Richtig schlimm wird so etwas erst wenn es langsam kühler und dunkler wird. Zu allem Überfluß durfte ich auf dem Rückweg ins Hotel feststellen, dass an meinem Auto ein spanischer Strafzettel hing. Aus dem Begleitschreiben ging hervor, dass man Buße tun konnte, indem man sich aus dem Parkscheinautomaten eine Tageskarte herausließ, diese in das dem Strafzettel beigelegte Kuvert steckte und in einen Schlitz über dem Parkscheinautomaten warf. Da eine Frist von 3 Tagen angemahnt wurde, tat ich das einzig vernünftige und hing den Strafzettel wieder ans Auto, um dann bei der Abfahrt am nächsten Tag mein Gewissen zu befragen ob ich den Strafzettel überhaupt bezahle.
Nachdem wir unsere brennenden Stellen gesalbt hatten, machten wir uns zu einem Restaurant auf, um dort zu Abend zu essen. Danach machten wir uns auf zur Halbinsel mit der Altstadt von Peñiscola. Die Altstadt ist mehr eine Festung auf einer Felseninsel und wird von einer dicken Stadtmauer mit Schießscharten und Wachtürmchen umgeben. Inzwischen war es dunkel geworden und wir kletterten auf die begehbare Stadtmauer und liefen halb um die Altstadt herum soweit es ging. Dann erkundeten wir die engen und steilen Gäßchen welche zum größten Teil mit kitschigen Touristenläden gefüllt waren. Später ging es wieder auf die Stadtmauer von der man stellenweise auf die Brandung darunter schauen kann. Hier kommt man sich vor wie in einem Piratenfilm, kann sich den Wind um die Nase wehen lassen und durch die Schießscharten auf das offene Meer blicken.

Die Nacht wurde trotz sanfter Flötentöne etwas hart, da sich der Sonnenbrand stechend bemerkbar machte. Also lieber ein paar Stufen höherer Lichtschutzfaktor statt sich nachts im Bett zu wälzen und keine Stelle finden, die nicht irgendwie brennt :-)



 
   Etappe 9: Peñiscola - Orange (F)  
   
 


Distanz: ca. 740km

Hotel: Premiere Classe (Route de Caderousse Chemin de la Sauvageonne, 84100 Orange, Tel. 049034-6550, Fax -4698)

 

Nachdem wir uns mit Proviant eingedeckt hatten (angesichts der hohen Preise nicht nachahmenswert) bezahlte ich meinen Strafzettel (als Gast sollte man sich nicht unbedingt alles erlauben) ging die Fahrt Richtung Heimat weiter. Das Tagesziel war Orange in Frankreich.

Auf der Fahrt ereignete sich nicht viel, nur die Temperatur wurde merklich niedriger.
Nach Barcelona wurde der Himmel wolkiger und wir befürchteten schon, dass es so bis Deutschland weitergehen würde. Zum Glück wurde es nach Girona wieder besser. Kurz vor der Grenze tankten wir noch einmal, da das Benzin in Spanien um einiges billiger als in Frankreich und Deutschland war. Das erwies sich im nachhinein dann noch als gute Idee.
Es ging also wieder in die Pyrenäen und über die Grenze nach Frankreich. Dort arbeiteten wir uns nach Orange vor, wo wir am späten Nachmittag ankamen. Wir entschieden uns wieder für eine Übernachtung im Containerhotel "Premiere Classe". Nachdem wir eingecheckt hatten und den Wagen ausgeladen, machten wir uns auf in die Stadt. Dort war diesmal deutlich mehr los als bei unserem ersten Besuch. Wir schauten die Schaufenster der Läden an, genossen die südländische Wärme der untergehenden Sonne und machten uns daran ein Restaurant für das Abendessen zu finden. Das fanden wir dann auch bald. Nach der ganzen Zeit in Spanien mußte ich mich erst wieder daran gewöhnen, die Bestellung mangels Sprachkenntnissen nicht aufgeben zu können. Wir aßen ganz unfranzösische italienische Pizza. Das Bezahlen und Trinkgeldgeben übernahm ich aus bekannten Gründen unter den grinsenden Blicken Silvia's.
Zum Nachtisch schlachteten wir die mitgebrachte spanische Melone und ließen so unseren letzten Urlaubstag ausklingen.



 
   Etappe 10: Orange - Stuttgart (D)  
   
 


Distanz: ca. 850km

Hotel: -

 

Frühstücken mußte ich wieder bei McDonalds, irgendwie kann ich mir die Affinität meiner Freundin zu diesen Fast-Food-Ketten nicht erklären. Danach kauften wir als Wegzehrung in einer Bäckerei feine Backwaren. Im Anschluß daran wollte ich an der einzigen Tankstelle von Orange noch tanken, mußte dann aber überrascht feststellen, dass diese geschlossen war. Noch war das kein Problem.
Wir fuhren wieder auf die Autobahn in Richtung Lyon. Ein paar mulmige Gedanken stellten sich bei mir ein, als die Tankstellenvoranzeigen mit den Preisen der nächsten 4-5 Tankstellen überall Null anzeigten. Manche Tankstellen an denen wir vorbeikamen waren wie ausgestorben, andere wurden von Fahrzeugen nahezu belagert. Nach Lyon erfuhren wir im Radio, dass durch einen Streik in den Raffinerien der Nachschub von Benzin und Diesel unterbrochen war und nur noch einige Tankstellen über Vorräte verfügen würden. Na toll, auch wenn ich nur noch im optimalen Geschwindigkeitsbereich fahren würde, kämen wir mit Reservekanister nicht mehr bis zur Grenze. Wir paßten dann die nächste, noch geöffnete Tankstelle ab und hatten Glück, daß die Warteschlange nicht allzu lang war. Die Abgabemenge von Benzin war begrenzt und der Preis gesalzen, Diesel gab es überhaupt nicht mehr. Ich tankte nur so viel wie wir noch bis zur Grenze benötigen würden und fuhr dann weiter. Das Gute an der Sache war, dass sich auf den Straßen nur noch das Nötigste bewegte und daher hatten wir eine ziemlich ruhige Fahrt.
Kurz vor der deutschen Grenze machten wir noch einmal Pause, blinzelten in die französische Sonne, ließen den Blick über das ungewohnte Grün in der Vegetation schweifen und fuhren dann endgültig aus dem Urlaub in den Alltag. Die deutschen Straßen waren im Kontrast zu den französischen mit Schlaglöchern übersät und mit viel Verkehr belegt. In Freiburg tankte ich nochmals und war erschrocken über den Preis, der sich nach 2 Wochen Abwesenheit gebildet hatte. Wir verbrachten dann 2 Stunden im Stau von Freiburg Richtung Villingen-Schwenningen. Vielleicht wäre der Umweg auf der Autobahn über Karlsruhe schneller gewesen. Jedenfalls war es schon dunkel als wir in Stuttgart ankamen. Auch die Temperatur lies uns schnell erkennen, dass wir nicht mehr im Urlaub waren. Zum Glück war es die nächsten paar Tage noch sonnig, so dass wir nicht zu schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wurden.

Damit war das Abenteuer nun endgültig vorbei, einige tausend Kilometer mit Anstrengungen, Neuem, Schönem, mit Gefühlen und Erinnerungen lagen hinter uns. Erfahrungen und Eindrücke die uns keiner mehr nehmen kann. Erfahrungen auch im zwischenmenschlichen Bereich. Vielleicht haben wir uns gegenseitig nicht nur besser kennengelernt sondern auch verstehen gelernt.

Ein besonderer Dank gilt auch meinem kleinen Auto (Peugeot 205 GR 1.1 Bj. 1990), das uns zuverlässig, bescheiden und sicher auf dieser manchmal nicht einfachen Strecke befördert hat.



Orange - Figueres - Girona
Girona - Sitges - Peñiscola - Valencia
Valencia - Altea - Benidorm - Murcia
Murcia - Granada
Hier geht es nur noch Rückwärts...



[Homepage]   [Gästebuch]   [E-Mail]   [© by J.Perthold]