Spanien 2000: Figueres - Girona - Valencia - Granada Eine Autoreise entlang der spanischen Mittelmeerküste. Sehenswürdigkeiten von Figueras, Gerona , Valencia, Murcia und Granada. Fantasien von Dalí. Geklaute Granatäpfel. Verwinkelte Einbahnstraßen. Tückische Taufbecken. Sanfte Panflötenmusik. Französischer Tankstellenstreik. Handlesende Zigeunerinnen.


 
   Etappe 7: Murcia - Granada  
   

Vergrößern: Granada

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Vergrößern: Alhambra

Vergrößern: Alhambra

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Vergrößern: Alhambra

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Vergrößern: Alhambra
 


Distanz: ca. 290km

Hotel: Juan Miguel (Acera del Darro 24 (Puerta Real), 18005 Granada, Tel. 958-521111, Fax -258916)

Touristeninformation: Plaza Mariana Pineda 10, Tel. 958-226688

Internet: Granada, Alhambra

 

Nach dem Frühstück in einer nahegelegenen Cafeteria packten wir unsere Sachen wieder in das Auto und fuhren von Murcia aus auf die Autobahnähnliche N-340 und später A-92 in Richtung unseres Reisezieles Granada. Diesmal wurde die Fahrt nicht so heiß wie befürchtet. Zwar brannte wie jeden Tag die Sonne vom blauen Himmel, aber je weiter wir Richtung Granada fuhren, desto höher kamen wir auch und die Temperaturen wurden erträglicher.
Die Gegend wurde zunehmend bergiger und veränderte öfters die Charakteristik, die Straße führte quälende Steigungen nach oben und seltener nach unten. Abgesehen von wenigen Ausnahmen befindet sich auf der Strecke keine größere Stadt. Pannen sollte man vermeiden wenn man nicht darauf aus ist mehrere zig Kilometer zu Fuß zurückzulegen.
Je weiter man sich Granada nähert, desto gebirgiger wird das Land. Wenige Kilometer vor der Stadt meint man sich angesichts von Tannen und Bergmassiven beinahe in den Schwarzwald oder die Alpen versetzt. Hier beginnt auch die Sierra Nevada, mit ihren auch im Sommer schneebedeckten Gipfeln. Nachdem wir die Ausfahrt Richtung Granada-Zentrum genommen hatten standen wir unversehens in der Stadt und fragten uns ob wir hier überhaupt richtig waren. Denn die eher sterilen Bauten, die mehr als Wohnanlagen dienen, erinnern nicht an diese historische und geschichtsträchtige Stadt. Ein kurzer Orientierungsstopp gibt Auskunft. Wir befinden uns erst in einem Randbereich von Granada und müssen noch weiter in das Zentrum vordringen. Das praktische an der Stadt ist, dass an vielen Straßenecken Stadtpläne zur Orientierung aushängen. Das problematische ist die Beschilderung die den Autofahrer immer dazu verleitet doch die Straßen um die Stadt herum zu benutzen. So irren wir wieder einmal durch das Straßengeflecht der Stadt und nähern uns mit kreisenden Bewegungen dem Zentrum. Hier wird der touristische Einfluß erkennbar. Hotel an Hotel wartet auf den Besucher. An der Puerta Real finden wir gleich eine Tiefgarage und entziehen uns dem hektischen Verkehr auf der Straße. Mit hängenden Mägen zogen wir aus, um in den Gassen der Stadt ersteinmal etwas Eßbares zu finden. Der Hunger machte uns nicht wählerisch und so saßen wir unversehens in einer kleinen Pizzeria und stillten uns mit aufgebackener Pizza und kalten Getränken.
Danach galt es eine Unterkunft zu finden. Angesichts der vielen Hotels lohnt sich ein Preisvergleich. Wir liefen ein wenig im Zentrum herum und schauten uns ein paar Hotels an. Silvia entschied sich dann für das "Juan Miguel" in der Nähe der zentralen Hauptkreuzung von Granada. Das Hotel hatte auch eine Tiefgarage und so war auch unser Auto gut aufgehoben. Evtl. sollte man sich das Zimmer zeigen lassen, nicht dass mal einen unvorteilhaften lauten Blick auf die Straße hat. Nachdem alles ausgeladen war machten wir uns daran die Stadt genauer zu erkunden. Wir befanden uns zu Fuße des Alhambra-Berges, den wir am folgenden Tag besuchen wollten. Unser Weg führte entlang der mit prunkvollen Gebäuden bebauten Straße in Richtung Kathedrale. Ein etwas unförmiger Bau mit romantischen Zinnen entlang der Seite. In einem Seitenhof mit Orangenbäumchen wurden wir dann von 2 handlesenden Zigeunerinnen aufgehalten. Diese wollten uns die Zukunft aus der Handfläche lesen. Ehe man es sich versehen konnte waren wir übertölpelt. Ich erfuhr von meiner wild gestikulierenden Zigeunerin, dass ich viele Reisen unternehmen werde und irgendwann man einen Sohn geschenkt bekommen würde. Für mehr reichte mein Spanisch nicht. Mal gespannt was sich für die umgerechnet 10 Euro dann erfüllen wird, die ich den beiden nach der "Lesung" in die Hand drücken durfte. Leider bekam ich nicht mit was die andere Zigeunerin meiner Silvia alles prophezeit hat, ich hoffe nicht dass mich in der Zukunft auch noch irgendwelche Töchter erwarten ;-)
Die Kathedrale ist umgeben von einigen Souvenirständen und von der Hauptpforte aus gesehen nicht sonderlich anziehend. Dagegen ist die Kathedrale von Murcia um Welten schöner. In der Kathedrale fand zur Zeit unseres Besuches eine Ausstellung eines unbekannten Künstlers statt, deshalb entschlossen wir uns erst gar nicht reinzugehen. Wie wir nachher erfuhren haben wir auch nichts verpaßt. Im Licht der untergehenden Sonne standen dann für kurze Zeit die kleinen Türmchen und Erker der Kathedrale scheinbar in Flammen. Vor dem dunkelblauen Himmel kam diese strahlende Farbe besonders schön zur Geltung. Leider war diese Sonnenuntergangsstimmung genauso schnell vorbei wie sie gekommen war und langsam zog dann der Nachthimmel mit Sternen auf. Wir folgten weiter der Straße und standen irgendwann auf der Placa Santa Ana der an einer kleinen Kirche und an dem Fluß Darro grenzt. Auf der rechten Seiten ragten die Festungsmauern der Alhambra auf und auf der linken Seite begann das am Hang liegende Stadtviertel Albacain mit seinen tausend verwinkelten Gäßchen. Beide Locations sollten wir am nächsten Tag noch näher kennenlernen. Auf dem Plaza beobachteten wir noch ein wenig das fröhliche Treiben und machten uns dann in der milden Nachtluft langsam wieder auf den Weg zurück zum Hotel. Inzwischen wurde die Straße hell erleuchtet und verschiedene Gebäude kamen noch besser zur Geltung als bei Tageslicht. Nach dem anstrengenden Tag aßen wir noch von unseren mitgebrachten Vorräten und legten uns dann ins Bett um bald in einen tiefen Schlaf zu fallen.

Am frühen Morgen deckten wir uns in einer Bäckerei mit Süßen Stücken ein, den einen Teil verspeisten wir auf einer Parkbank eines nahe gelegenen Platzes, den Rest nahmen wir mit. Unser Weg führte wie am Abend zuvor Richtung Placa Santa Ana. Am davor liegenden Placa Nueva bogen wir dann aber rechts ab und liefen die Straße zur Alhambra hoch. Die Straße ist mehr als steil und man sollte es sich zweimal überlegen diesen Weg zu nehmen wenn man nicht kräftig genug ist. Hat man den Berg erklommen kann man im Schatten hoher Bäume erst einmal eine Pause einlegen, um danach dann dem nicht mehr so steilen Weg nach oben weiter zu folgen bis man zur Kassenhalle kommt. Die Beschilderung dahin ist nicht sonderlich Aussagekräftig, so machten wir eine kleine Extratour zum Platz vor dem Palast von Carlos V.
Bei dem Kauf der Eintrittskarten wird gleich eine Uhrzeit darauf gedruckt zu der man Zutritt zu den Sultans-/Nasridenpalästen hat - man sollte seine Tour deshalb so gestalten, dass man auch zu dieser Zeit dort vor dem Tor steht. Angeblich ist die Aufenthaltszeit in den Palästen auf 30 Minuten begrenzt, uns fiel aber keine solche Begrenzung auf.
Wir spazierten erst durch den oberen Teil der Alhambra, von dem nur noch die Grundmauern der früheren Gebäude zu sehen sind. Hier befand sich damals auch die Medina, der Markt. Der Weg endete an einem Drehkreuz und plötzlich standen wir wieder in der Nähe des Palastes von Carlos V. Daneben befindet sich die kleine Kirche Santa Maria, die nicht sonderlich interessant war. Dagegen hatte der "neue" Palast von Carlos V mehr zu bieten. Schon die großen Löwenköpfen mit den Ringen im Maul an der Außenwand ziehen die Blicke auf sich. Im Innern befindet sich ein großer, rundlicher und sonniger Säulenhof der einen erst einmal grübeln läßt, wer denn hier wohnen sollte. Darüber gibt eine Ausstellung in den Nebenräumen dann Aufschluß. Neben Bauplänen, kleinen Modellen und der historischen Entwicklung gibt es auch Unterlagen wie Verträge und Stücklisten zu sehen. Im Untergeschoß des Palastes gibt es dann mehr Informationen zu den Sultanspalästen, deren Bauart, Bedeutung der Verzierungen, kleine Fundstücke aus der frühen Epoche, etc. Hier kann man bei Interesse viel Zeit verbringen.
Nach so viel Theorie warteten wir vor dem Eingang zu den Sultanspalästen dann auf die Praxis. Die war dann trotz der vielen Touristen unserer Gruppe viel besser als erwartet. Man fühlt sich angesichts von zahllos verschnörkelten Wand- und Deckenornamenten, bunten Kacheln, Säulen und nach oben spitz zulaufenden Fenstern, durch die man die kalkweißen Häuser des Stadtteils Albacain auf dem gegenüberliegenden Hang sieht, unwillkürlich in den Orient versetzt.
Im Zentrum der Paläste liegt der Löwenhof, der meiner Meinung nach aber nicht unbedingt das absolute Glanzstück der Anlage ist. Viel schöner ist die Atmosphäre die sich bei dem Wandeln durch die alten Räume, Bäder, Säle und durch die bunten Innenhöfe aufbaut. Wenn sich im grünen Wasser des Pools die Palmen und der Turm der Damen widerspiegeln und man die äußeren Gebäude im romantischen Halbschatten der Sträucher und Bäume sieht, dann würde man am liebsten die Zeit anhalten, um alles ausgiebig zu genießen.
Nach einer kurzen Pause folgten wir dem Turmweg, der entlang der Außenmauer wieder in den oberen Teil der Anlage führt. Irgendwann kamen wir dann wieder an unserem Ausgangspunkt in der Nähe der Kassen heraus. Hier verließen wir die Alhambra um ein paar Meter weiter den Berg hoch in den Generalife einzutreten. Dies ist eine große Garten/Parkanlage mit wunderbar erfrischenden Schatten und Wasserspielen. Neben bunten Blumen zieren fein geschnittene Hecken die Gärten, sorgen für romantisch verschwiegene Ecken und lockende Gerüche. Jeder Hof läßt Neues entdecken. Auch hier kann man viel Zeit verbringen und neben Abkühlung und Aussicht auch einen Platz zum die Seele baumeln lassen finden. Das Wasser für die Gärten kommt aus den umliegenden Bergen. So wird im Hochsommer das verschwenderische Grün der Pflanzen zum krassen Kontrast zu den ausgedörrten Hochebenen.
Nachdem wir die Wassertreppe hinauf gelaufen waren und uns von der betäubenden Kühle des Wasser überzeugt hatten begaben wir uns zum vordersten und ältesten Teil der Alhambra - der Festung Alcazaba. Hier kann man sich angesichts von starken Wehrmauern und alten Kanonenkugeln ein Bild davon machen, dass hier nicht immer eitler Frieden geherrscht hat. Von hier aus kann man seinen Blick über Granada und durch die dunstige Luft entlang der Bergketten schweifen lassen und sich etwas den warmen Wind um die Nase wehen lassen.
Danach war es bereits später Nachmittag und wir machten uns im Schatten der alten Bäume langsam an den Abstieg. Alte Steinbänke luden uns zu einer Rast im Schatten ein. Hier konnten wir uns auch nicht der Verlockung entziehen unsere Füße in das kühle Rinnsal zu tauchen, welches entlang der Allee den Berg hinunter läuft.
Angesichts der Tatsache, dass die Alhambra das meistbesuchte Monument Spaniens ist, hatten wir mit unserem Besuch wirklich Glück.
Nach der kleinen Pause liefen wir nochmals zur Kathedrale. Direkt daneben, in dem schattigen Nebenplatz, befindet sich die Capilla Real (Königskapelle). Hier liegen die katholischen Könige begraben, inklusive ihrer Tochter Johanna der Wahnsinnigen mit ihrem Gatten Philipp dem Schönen. Für den Zutritt zur Kapelle ist Eintritt zu entrichten, der etwas unfreundliche Museumswärter informiert einen darüber, dass Fotografieren und das Berühren der Kunst verboten ist. Dafür bekommt man aber einen wunderschönen Altar und ein großes Grabmal mit liegenden Marmorstatuen zu sehen. In der darunterliegenden Krypta kann man die (zum Teil leeren) Bleisärge betrachten. In einem Nebenraum kann man teils schöne und teils arg grausige Bilder mit christlichem Inhalt bewundern. Zudem sind hier Zepter, Kronen und Kleidungsstücke von König und Königin ausgestellt. Das sollte man sich jedenfalls nicht entgehen lassen.

Nach diesem Ausflug in die Geschichte war es bereits früher Abend. Ich hatte noch vor die Alhambra von dem gegenüberliegenden Berghang im Licht der untergehenden Sonne zu fotografieren, so mußte ich meine liebe Silvia dazu nötigen mit mir die engen und steilen Gassen des Stadteils Albacain zu bewandern. An dieser Stelle nochmals meine Hochachtung an die kleine Frau, die sich mit mir all den Strapazen stellte. Der Stadteil Albacain besteht aus weiß getünchten Häusern und erstreckt sich vom Flußufer des Darro den Berghang hinauf. Je höher man kommt desto luxuriöser werden die Bauten, leider kann man die Schönheit der Innenhöfe nur erahnen. Der Aufstieg durch grob gepflasterte Gassen und steile Treppen bringt einen zu der Frage wie das denn bei Regen möglich ist, wenn alles schön rutschig wird. Irgendwie schafften wir es dann doch zum Mirador de San Nicolas, einer Aussichtsplattform mit wunderbar unverbautem Blick auf den Hügel mit der Alhambra und der darunterliegenden Stadt. Dieser Platz ist von vielen Touristen besucht und man merkt, dass man nicht alleine ist in Granada. Wir mußten nicht mehr lange warten, bis die Sonne unterging und die Szenerie erst in ein strahlend rötliches und dann bläulich kühles Licht setzte. Mit diesen Bildern im Kopf fiel es mir etwas schwer den Rückweg in den Talkessel anzutreten. Bergab ist noch mehr Vorsicht geboten nicht auf den unförmigen Pflastersteinen auszurutschen.
Wieder im Zentrum angekommen wurde ich von Silvia in das nächste Burger-King-Restaurant geschleppt, da die Frau wohl angesichts der ausgestandenen Mühen und qualmenden Füßen, Rache üben wollte. Ich hatte meine Fotos und so beugte ich mich den weiblichen Gelüsten. Allerdings hoffe ich, dass ich irgendwann ihre kompromittierenden Beweisbilder dieses Gelages zu fassen bekomme...
Ich glaube zu diesem Tag braucht man nicht mehr viel sagen, wir waren am Ziel unserer Reise und wurden von Eindrücken überflutet. Rückblickend sollte man sich für Granada mehr Zeit nehmen, denn es gibt dort ca. 100 Sehenswürdigkeiten zu besuchen.



Orange - Figueres - Girona
Girona - Sitges - Peñiscola - Valencia
Valencia - Altea - Benidorm - Murcia
Granada - Peñiscola - Orange - Stuttgart



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