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Distanz: ca. 330km
Hotel: Venecia (Plaza Ayuntamiento, 46002 Valencia, Tel. 96352-4267, Fax -4421)
Touristeninformation Valencia: La Paz 48 und im Rathaus am Plaza Ayuntamiento, Tel. 96394-2222, Fax -2798)
Internet: www.turisvalencia.com
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Unser nächstes Ziel war Valencia welches wir nach dem Frühstück ansteuerten. Zuvor machte ich allerdings erst die Erfahrung, dass man in Spanien doch nicht alles mit der Kreditkarten bezahlen kann. Der Eigner unserer Unterkunft bestand auf Bargeld. Wie es natürlich in solchen Situationen so ist, hat man nicht genug dabei. Zum Glück war uns am Abend zuvor ein Geldautomat aufgefallen, der mit dem EC-Symbol beschriftet war. Tatsächlich spuckte dieser Automat dann auch Bargeld aus und - wie sich dann bei der Abrechnung in Deutschland herausstellte - nicht einmal mit besonders hohen Gebühren. Besser gesagt war es billiger Geld aus dem Automaten zu ziehen als in Deutschland Geld zu tauschen. Dies galt für alle weiteren EC-Automaten auf unserer Tour.
Je näher wir Valencia kamen, desto grüner wurde die Landschaft die so weit das Auge reicht von Obstbäumen (Orangen, Zitronen, Granatäpfel,...) geprägt war. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass die Gegend um Valencia zu einer der fruchtbarsten der Welt gehört.
Von der Autobahn aus hat man immer wieder einen schönen Blick auf das dunkelblaue Meer. Dieses lockte uns dann um die Mittagszeit von der Straße und wir fanden uns in der Ortschaft Peñiscola wieder, einer kleinen von Tourismus (aber kein Massentourismus) geprägten Stadt. Hier planschten wir ein wenig im warmen Meerwasser herum und genossen später wunderbar schmackhafte Fischgerichte. Es war schwer sich von diesem Ort wieder zu lösen, so dass unser Zeitplan etwas durcheinander geriet. Auf dem Rückweg unserer Reise sollten wir aber wieder nach Peñiscola kommen.
Am frühen Abend erreichten wir Valencia und hatten gerade ausgemacht wo es grob zum Stadtzentrum ging, als wir schon im Stau standen. Es stellte sich dann heraus, dass die Straße wegen eines Fußballspiels gesperrt war. Das ist natürlich eine etwas undankbare Situation, man ist in einer fremden Großstadt, weiß kaum wo man sich befindet und nur ungenau wo man hin will und soll sich jetzt orientieren. So folgte ich meiner Intuition und den Straßenläufen und fand uns dann irgendwann in einer Tiefgarage wieder, die, wie sich später herausstellte bereits sehr nahe am Altstadtzentrum lag. Natürlich ging das alles mit mehr Schweiß und Streß ab als ich hier beschreibe, aber wenn ich bedenke wie das hätte laufen können war das doch fast perfekt.
Wir machten uns auf um die Gegend zu erkunden und ein Hotel für die Nacht zu finden. Laut eines Reiseführers gab es auf dem Placio del Ayuntamiento eine Touristeninformation. Den zentral gelegenen Platz hatten wir bald gefunden, bloß keine Information. Ungläubig liefen wir umher, bis wir endlich feststellten, dass die Information sich im Rathaus befand und dieses - es lebe das Beamtentum - inzwischen natürlich geschlossen hatte. Die Hitze des Tages, der Ärger mit der gesperrten Straße und das geschlossene Informationsbüro (von dem die Übernachtung abhing, da freie Hotelzimmer in Valencias Zentrum meist rar gesät sind) förderten an diesem Punkt der Reise eine kurze aber heftige Krise zu Tage, die mich an der Weiterführung der Reise zweifeln lies. Gewitter sind dann gut, wenn danach wieder die Sonne scheint und so war es auch bei uns.
Wir bekamen ein Zimmer im Hotel Venecia, welches ein paar Schritte weiter am gleichen Platz lag. Es hat eine etwas verschnörkelte barocke Fassade, Zimmer mit hoher Decke und kleinen Balkonen an den großen Glasfenstern. Zum Hotel gehört ein Parkhaus das quer gegenüber des Platzes liegt.
Nachdem wir dort das Auto geparkt und das Gepäck zum Hotel geschleppt hatten war es auch schon dunkel geworden. Das hielt uns aber nicht davon ab, die Stadt noch etwas zu erkunden.
Die Altstadt wird von der übrigen Stadt auf der nördlichen Seite durch ein breites Flußbett getrennt. Im 60-70m breiten Flußbett fließt nur noch ein Rinnsal, da der Fluß Turia nahezu trockengelegt wurde. Das Flußbett enthält nun verschiedene Sportplätze, Parks und botanische Gärten. Die vielen Brücken die über das Flußbett führen sind in der Nacht hell erleuchtet. Auch die zwei verbliebenen Stadttore (Torres de Serranos und Torres de Quart) strahlen in der Nacht eine seltsame Stimmung aus. Ungewollt steril mutet die Stierkampfarena im Süden der Altstadt an - zu perfekt und symmetrisch erscheint der Plaza de Toros gleich neben dem Hauptbahnhof.
Während die großen Plätze und Hauptstraßen hell mit gelbem Licht erleuchtet sind geht es in den Nebengassen ruhiger und schummriger zu. Allerorten spürt man aber wie die Hitze des Tages von den Mauern strahlt und die Sonne auch bei Nacht allgegenwärtig macht.
Nach einem Imbiss in einem Tapas-Fast-Food Restaurant ging es dann ins Bett.
Das schöne an Hotels in Stadtzentren ist, dass man zum Aufstehen keinen Wecker benötigt. Denn das Brummen der LKWs und Hupen der Motoroller sorgt dafür, das man pünktlich zum Frühstück aus dem Schlaf in den Tag gehoben wird.
Nach einem Frühstück in einer typisch spanischen Cafeteria wo wir eine Auswahl zwischen ca. 20 verschiedenen Kaffeesorten hatten zog es uns zu der Markthalle Mercado Central. Unter einer gigantischen Kuppel aus Stahlträgern befindet sich auf etwa 8000 Quadratmetern an über tausend Verkaufsständen das, was die Region um Valencia an kulinarischen Köstlichkeiten zu bieten hat. Von Orangen über Schnecken, Gemüse, Schinken, Wurst, Käse bis zu Fischen und Kraken gibt es dort alles was man in irgendeiner Weise verspeisen kann. Bei jedem Schritt tiefer in den Mercado trifft man auf neue Gerüche, Anblicke und Reize. Diese Intensität der Empfindungen ist schwer zu vermitteln, jeder Vergleich schwankt.
Uns hielt der Markt lange Zeit gefangen und wir verließen ihn nicht ohne Orangen und Zitronen.
Gleich gegenüber des Zentralmarktes befindet sich die historische Börse (La Lonja). In den Hallen des Gebäudes wurde im 15. Jahrhundert der Seidenhandel betrieben. Heute stehen im kühlen Zwielicht noch die Schreibtische der Händler und ein kleiner Hinterhof lädt zum Rasten ein.
Zu Mittag aßen wir in einem Restaurant die bekannte Paella Valencia (bestehend aus Reis, Hühnchen, Bohnen und Kaninchen), die uns allerdings etwas trocken vorkam.
Weiter ging es mit unserer Stadtbesichtigung dann nochmals zu einem der Stadttore, die man leider nicht besteigen konnte. Dafür kann man durch die noch vorhanden wuchtigen Holztore einen schönen Blick in die belebten Gassen der dahinter liegenden Altstadt werfen.
Unser Weg führte weiter durch den Stadtteil "Ciutat Vella" der historischen Altstadt zur Plaza de la Virgen (Platz der Jungfrau). Hier geben sich die Tauben und Vögel am großen Brunnen in der Mitte ein Stelldichein.
Am Platz stehen die Basilica de la Virgen de los Desamparados (Madonna der Schutzlosen), gleich daneben die Kathedrale Santa Maria. Die Gebäude sind mit einem kleinen Bogengang miteinander verbunden. Will man in die Basilika kann man schon mal ein paar Münzen zusammensuchen, denn am Eingang warten mit Sicherheit ein paar ältere Frauen die um ein Almosen bitten. Wie nahezu alle spanischen Kirchen, so ist auch die Basilika und die Kathedrale angefüllt mit prunkvoll geschmückten Schätzen und Kunstwerken. Neben dem Hauptraum gibt es oft viele Nebenkapellen und Gebetsnischen. Die Kathedrale bietet einen großen Rundgang, der uns an den vielen Nischen vorbei führte. Hier bewunderten wir riesige, düstere Ölgemälde, eingemauerte Relikte, Totenköpfe und Knochen Heiliger hinter Glas (besonders schauerlich ist der Anblick einer zur Kralle mumifizierten Hand mit Ringen...). Neben düsteren Winkeln gibt es aber auch schönere Lichtblicke.
Richtung Eingangsportal gibt es ein interessantes Taufbecken, das mit einem Weihwasserbecken gekoppelt ist. Diese Einrichtung zog unsere Aufmerksamkeit auf sich, da sie von einer Jahrhunderte alten, mit Kupfer beschlagenen, Holzabdeckung zugedeckt war. Silvia und ich hoben diese in sich klappbare historische Abdeckung nach oben um in das geweihte Wasser zu schauen. Halb angehoben machte sich der Klappmechanismus bemerkbar und die unterschätzte Wucht riß uns das Ungetüm aus den Händen und verschloß mit einem unbeschreiblichen Knall die heilige Stätte. Das hat man von den neugierigen Frauen ! Noch bevor das Echo von den Wänden verstärkt durch alle Gänge und Hallen zu uns zurück kam befanden wir uns unschuldig an dem Aufgang zum El Miquelet, dem Glockenturm. Hier darf man für die bevorstehende Mühe bezahlen. So sühnten wir alsbald unser Vergehen als wir die immer steiler werdenden Treppen nach oben erklommen. Natürlich kamen uns an
den engsten Stellen wohlbeleibte Touristen entgegen. Aber der Ausblick über Valencia entlohnt für diese Mühe. Soweit das Auge reicht nur Valencia - kein Vergleich zu deutschen Städten. Hier kann man sich ein wenig den Wind um die Nase wehen lassen und das Treiben auf den Straßen und Plätzen darunter beobachten.
Für diese Stadt sollte man sich mehr Zeit einplanen, aber wir fuhren gegen Abend weiter, denn das Ziel Granada war noch in weiter Ferne. Nachdem wir uns in einem Supermarkt mit Getränke und Süßigkeiten eingedeckt hatten, fanden wir überraschend problemlos auf die Autobahn A7 weiter Richtung Südwesten.
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