Prag Sehenswürdigkeiten in der goldenen Stadt Prag. Zurück in die Vergangenheit. Zwischen Gulasch und Sushi. Kalter Wind und Sonnenschein. Dekadenter Prunk und geschäftiger Eifer.


 
   Prag  
   

Vergrößern: Prag

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Vergrößern: Prag

 


Zeitraum: 13. - 16. Februar 2003

Kosten: ca. 300 Euro

Hotel: Botel Albatros (DZ ca. 50 Euro), Nabrezi L. Svobody, 11000 Praha 1, Tel.: +42-02248105417, Fax.: +42-0224811214, www.botelalbatros.cz

Adressen: Restaurant "Sveik", Siroka 20/118, Praha 1, Tel.: +42-222311199, www.sveik.cz/praha.siroka

Restaurant "U orloje", Staromestske namesti 25, Praha 1, Tel.: +42-0224226878

China Restaurant "Hua Du", Dusni 6 (Ecke Dusni/Kostecna), Praha 1, Tel.: +42-0224813433

 

Prag - die angeblich goldene Stadt im Herzen der Tschechischen Republik macht ihrem Namen alle Ehre wenn man im Licht der untergehenden Sonne die unzähligen Türme und Kuppeln glänzen sieht. Fast könnte man meinen die Zeit sei stehen geblieben, Straßenzüge, Häuserfronten und Gebäude strahlen in sorgsam renovierter Pracht. Die Altstadt bietet ein homogenes Bild ohne modernere Bausünden. Wären da nicht unzählige Touristen und Werbetafeln, dann könnte man beinahe die Illusion vergangener Zeiten aufrecht erhalten. Das fällt aber zu bestimmten Zeiten gar nicht so schwer. Ein Besuch in Prag außerhalb der Saison, dann wird man zu sehr früher Stunde die Straßen der Stadt beinahe für sich selbst haben und ein wenig mehr authentische Atmosphäre vorfinden.
Zusammen mit meiner japanischen Freundin besuchte ich Prag zu einer sonst eher unwirtlichen Jahreszeit, im Februar. Statt Schneestürme empfing uns jedoch klarer Himmel und Sonnenschein. Wir fuhren mit dem Auto nach Prag, hatten unterwegs einen kurzen Stopp durch die Polizei (Autobahnvignette ans Fenster kleben und während der Wintermonate beim Fahren das Licht anmachen) und kamen Abends in Prag an. Das im voraus gebuchte Hotel befand sich am Ufer der Moldau, so dass es fast ohne Schwierigkeiten zu finden war (ok, ok, an einem Fluß gibt es natürlich 2 Uferseiten...). Das Hotel ist eigentlich ein Schiff und mal etwas anderes als ein normales Stadthotel. Im Botel Albatros geht es zwar etwas enger zu, dafür hat man einen Blick auf den Fluß und einen Parkplatz für ein Auto inklusive. Zudem liegt das Hotel in der Nähe des Altstadtzentrums. Im Preis ist auch das Frühstück in Buffetform inbegriffen, nicht herausragend aber auch nicht schlecht.
Wir liefen zu Fuß durch die Stadt, was gut geht. Allerdings war es ganz schön kalt, so minus 10 Grad können recht übel sein wenn man den ganzen Tag an der frischen Luft ist. Aber zum Glück hatte ich ja eine neugierige Japanerin dabei, die mich von einem warmen Geschäft zum nächsten schleppte. Das ist selbst an Sonntagen kein Problem, denn auch dann haben die meisten Geschäfte geöffnet. Für weitere Entfernungen oder fußfaule Menschen bietet sich das Straßenbahn/Metro/Busnetz der Stadt an. Es gibt Tickets für einen oder mehrere Tage, so dass man damit weite Teile der Stadt erkunden kann.

Vom Hotel aus waren es nur wenige hundert Meter bis zum touristischen Zentrum von Prag, dem Altstädter Ring (Ring = Platz). Auf dem Weg dorthin trafen wir auf den Platz der Republik (nam. Republiky). Hier steht unter anderem das opulente Repräsentationshaus (Obechi dum) mit Cafe und glänzender Jugendstilausstattung. Sein prunkvoller Eingang mit bunten Mosaikglasbögen ist sehr sehenswert, wenn man auf die andere Straßenseite geht, dann sieht man auch noch das Gemälde über dem Eingang.
Durch das Tor des dunklen Pulverturms (Prasna brana) neben dem Repräsentationshaus gelangt man in die Altstadt, hier verlief früher auch die Stadtmauer.
Vorbei an unzähligen Souvenir- und anderen Geschäften gelang man zum Altstäder Ring. Hier gibt es einen gigantischen Platz welcher vollständig von schönen historischen Häusern umgeben ist. Hier befindet sich auch das Rathaus mit der Astronomischen Uhr, die zu jeder vollen Stunde ein animiertes Spektakel veranstaltet, nach dem sich unzählige versammelte Touristen die Hälse recken. Beides (Uhr und Touristen) ist einen längeren Blick wert. Vom Platz des Altstäder Rings hat man auch einen wunderbaren Blick auf die Teynkirche, die mit unzähligen Turmspitzen eher wie aus einem Märchen zu stammen scheint als wirklich real zu sein. Bei Nacht wirkt der Anblick der Teynkirche noch unwirklicher, dann nämlich sind die verschiedenen Türmchen in ein warmes Licht getaucht.
Unweit des Altstäder Rings liegt der sogenannte Kleine Ring (Male namesti) auf dem uns ein verschnörkelter schmiedeeiserner Brunnen erwartete, der von einem goldenen Löwen gekrönt wird. An dem Platz des Kleinen Rings fällt einem unwillkürlich das bunt bemalte Rottsche Haus ins Auge, das so gar nicht zu den klaren Häuserfronten der umgebenden Gebäude passen will.
Folgt man dem richtigen Gäßchen gelangt man an das Ufer der Moldau und direkt zur berühmten Karlsbrücke vor der Kulisse der Prager Burg. Steht man dann mitten auf der Brücke kann man den Blick schweifen lassen und sieht zu beiden Seiten der Ufer unzählige Türmchen und Kuppeln in die Höhe ragen. Während auf der Brücke die Touristen bummeln, stützen die Fundamente das Bauwerk schon seit über 650 Jahren. Das mag vielleicht daran liegen, dass der Mörtel mit Eiweiß noch haltbarer gemacht wurde wenn man den Legenden glauben darf. Die über 500m lange Brücke wird von verschiedenen Brückenheiligen flankiert. Die noch erträglichen Touristenmengen zu dieser Jahreszeit vermittelten uns einen Eindruck bzw. Befürchtung zur Hauptsaison, wenn man auf der Brücke wohl nur noch im Trippelschritt vorankommt.
Nachdem man die Brücke überquert hat kommt man zum Stadtteil "Kleinseite", welches einen schon auf den ersten Metern mit Restaurants für Touristen empfängt. Hier ist Vorsicht geboten, gutes tschechisches Essen findet man hier nicht, dafür darf man sich dann aber evtl. über unklare Rechnungen und "Service Charges" freuen.
Folgt man der Straße (und der Spur von Souvenirshops) nimmt die Steigung beträchtlich zu und nach einer Serpentine befindet man sich etwas außer Atem vor der Prager Burg. Hoch über Prag hat man einen wunderbaren Blick auf die historische Stadt, erst weit am Horizont sieht man Hochhäuser und den Fernsehturm, so dass man ein wenig in der Illusion des vergangenen Jahrhunderts schwelgen kann.
In der Burganlage steht umringt von den Burggebäuden der Veitsdom mit einer sehr schönen Mosaikfassade und bunten Glasfenstern. Etwas weiter hinten liegt das Goldene Gäßchen mit winzigen Häuschen und eben solchen Türen. Hier versuchten Alchimisten Gold herzustellen. Heute sind in den Häuschen Souvenirshops.
Der Königspalast bietet außer dem riesigen Wladislaw-Saal nichts besonderes sehenswertes. Es ist zu überlegen, ob man überhaupt eine teure Eintrittskarte kauft, denn in den Veitsdom kommt man bis auf die Chorkapelle und die Krypta kostenlos. Am Eingang zur Burg kann man sich gegen 17 Uhr einen Wachwechsel der Soldaten anschauen.
Nach einer längeren Aufwärmpause im Souvenirshop der Burg machten wir uns weiter zum höchsten Punkt von Prag auf. Gegenüber der Burg steht auf dem Laurenzienberg der besteigbare Eifelturm von Prag, leider ist dieser nur bis 17 Uhr geöffnet wie wir erfahren durften als wir dort ankamen. Der Weg von der Burg zum Eifelturm führt am kürzesten unterhalb des Kloster Strahov vorbei. Von dort hat man auch einen schönen Blick auf Prag und die Burg. Das Kloster Strahov ist mit seinem Bibliothekssälen ebenfalls sehenswert. Alternativ kann man auch mit der Zahnradbahn vom oder zum Ufer fahren.
Das Stadtgebiet unterhalb der Burg nennt sich Kleinseite, hier ist unter anderem die Niklaskirche zu finden. Auf Höhe der Kirche ist an der Mostecka Straße ein kleines Cafe zu finden, welches kaum von Touristen besucht wird (=kein Nepp und freundliche Bedienung).
Auf dem Weg zum Ufer kann man kurz in der Kirche Bambino di Praga halt machen. Hier gibt es das Prager Jesuskind, welches ähnlich zu dem Manneken Pis in Brüssel ist. Viele bekannte Menschen haben ihm Kleider genäht, welche ihm abwechselnd angezogen werden.
Die Moldau aufwärts kann man im Park Kampa etwas im grünen Laufen und von dort aus das prunkvolle Nationaltheater auf der gegenüberliegenden Uferseite betrachten. Im Dunkeln wird es schön angeleuchtet. Nimmt man die erste Brücke nach der Karlsbrücke, so überquert man die Schützeninsel und steht dann direkt vor dem Theater. Geht man aber noch weiter am Ufer entlang und nimmt die nächste Brücke, trifft man auf das Tanzende Haus, einem modernen architektonischen Gebäude, dessen Front eine äußerst ungewöhnliche Form besitzt. Geht man die Straße weiter entlang kommt man an verschiedenen Kirchen und dem Karlsplatz vorbei. Die Straße endet ca. 1.5km später am Miru Platz, in dessen Zentrum eine blaufahl angestrahlte Kirche thront und an dessen linker Seite das Theater auf den Weinbergen steht. Die Straße nach Nordosten führt zum Wenzelsplatz, auf dem man den Heiligen Wenzel als Reiterstandbild trifft. Dieser langgezogene Platz bildet das Gegengewicht zum eher beschaulichen und historischen Altstädter Ring. Hier reihen sich die Leuchtreklamen von einer Menge moderner Geschäften und Restaurants aneinander. An der höher gelegenen Stirnseite steht das wuchtige Nationalmuseum. Im Innern des Museums gibt es neben einer wunderbaren architektonischen Halle und dem Kuppelsaal Ausstellungen von Mineralien, Tiergeschichte mit Präparaten und Tschechischer Frühgeschichte. Fotoerlaubnis kostet extra.
Läßt man das Reiterstandbild und den Wenzelplatz hinter sich kommt man wieder in die Fußgängerzone und auf den Rathausplatz.

Prag ist nicht nur wunderbar zum Anschauen, sondern man kann hier auch verschiedene Köstlichkeiten probieren. Deftige böhmische und tschechische Küche mit Gerichten wie Gulasch, Gänsebraten, Sauerkraut, Kartoffel- und Dampfknödel erfreuen den Gaumen. Auch das tschechische Bier (oder Pils, erfunden in der tschechischen Stadt Pilzen) muß probiert werden. Für süße Zungen gibt es Cafes mit Torten, Pralinen und verschiedenen Variationen der heißen Getränke. Als Mitbringsel eignen sich vielleicht gefüllte Oblaten oder böhmischer Sekt.
Neben original tschechischen Restaurants gibt es eine unheimliche Bandbreite an internationaler Küche. Man findet sogar Sushi-Restaurants ohne Mühe. Leider sind die meisten Restaurants touristisch geprägt. Wie zuvor schon erwähnt schlägt sich das überwiegend in Nepp nieder. Wir haben leider zu Anfang mehrheitlich negative Erfahrungen damit gemacht (mit einer Ausnahme, dem mit Uhren aller Art gefüllten "U orloje"). Hohe Preise, halblegale Zuschläge und Steuern, minderwertiges Essen. Ich will jetzt die einzelnen Lokalitäten nicht beim Namen nennen, aber es ist besser Restaurants mit riesigen Angebotsschildern und spanischen Speisekarten zu meiden. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit Restaurants abseits von den Tourismuspfaden gemacht (siehe Adressen). Diese mögen auf den ersten Blick vielleicht manchmal nicht so herausgeputzt erscheinen und mehr von Einheimischen besucht sein, aber das Essen ist gut, reichhaltig und günstig, ebenso ist die Bedienung freundlich und spricht meist Deutsch oder Englisch.
Bei den ersten Erkundungstouren fallen dem Besucher sicher auch die vielen Wechselstuben auf. Ein kurzer Vergleich zeigt, dass der Kurs recht gewaltig schwankt. Am günstigsten ist es allerdings, wenn man mit einer EC oder Kreditkarte Geld aus einem Automaten zieht. Uns ist es auch mehrfach passiert, dass wir angesprochen wurden, ob wir nicht privat Geld tauschen wollen. Im Prinzip spricht nichts dagegen, allerdings sollte man dabei etwas vorsichtig sein (dunkle Ecken meiden, Scheine erst zeigen lassen und prüfen, Brieftasche nicht offen zeigen, Geld erst geben wenn man die Scheine bekommen und fest im Griff hat).

Unterwegs zu sein mit einer Frau bedeutet auch dem Kaufkonsum zu frönen. Leider kauft man in Prag nicht wirklich billig. Selbst in Supermärkten ist das Niveau deutlich höher als außerhalb von Prag.
Viele Souvenir-/Touri-Läden locken mit einem unüberschaubaren Angebot an mehr oder weniger kitschigen Utensilien. Damit ist nicht gesagt, dass es keinen Spaß macht sich das Angebot mal anzuschauen und über manche angebotene Gegenstände zu schmunzeln. Eine Ausnahme zu Kitsch und billigen Dingen bilden vielleicht spezielle Kristall- und Glasläden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man die dort angebotenen Waren andererorts deutlich günstiger bekommt. Entschließt man sich doch zum Kauf, dann empfiehlt es sich etwas zu handeln. Bei unserem Besuch gab es oft Schilder mit 20-30% Rabatt. Diese werden wohl in den besucherstarken Monaten verschwinden und der willige Tourist zahlt einfach mehr.

Ach ja, noch eine Anmerkung zu Briefmarken. Günstigerweise kauft man gleich die Briefmarken mit den Postkarten, sonst darf man sich auf die Suche nach Tabakläden (in großen Supermärkten) oder Postämtern machen. Die Briefkästen sind übrigens Orange.






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